In Deutschland alles ungerecht?

Deutsche Verbraucher glauben, dass in ihrem Land vieles ungerecht verteilt ist. Diese Ansicht umfasst die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich, die Verteilung von Lasten und Chancen und vieles mehr. Eine neue Studie will jedoch das Gegenteil beweisen.


Deutschland

Ungerecht oder doch nicht?

Bisherige Umfragen haben das düstere Bild der Mehrheit weitgehend bestätigt. Die Studie des Allensbachinstituts von diesem Jahr bestätigt, dass mehr als 60 Prozent der Deutschen glauben, dass hier die Dinge sehr ungerecht laufen. Vor diesem Szenario forderten sie den gesetzlichen Mindestlohn und steigende Renten. Ihre Unzufriedenheit fand bei den Entscheidungsträgern Gehör, die Forderungen wurden mittlerweile umgesetzt. Eine neue Studie will nun beweisen, dass die Bürger dieses Landes an gestörter Wahrnehmung leiden und vieles ungerecht empfinden, was in Wirklichkeit nicht unfair ist.

Der Armenanteil in unserem Land sei wesentlich geringer als von der Öffentlichkeit wahrgenommen, auch die Mittelklasse sei in ihrer Präsenz nicht auf dem Rückzug.  Die Untersuchung vergleicht deutsche Ansichten mit denen von Schweizern und Dänen. In beiden Staaten wird die Verteilung der Reichtümer laut der Umfrage als wesentlich weniger unfair empfunden. Wenn es in einem Land ungerecht zugehe, dann in den Vereinigten Staaten, in Deutschland könne laut den Meinungsforschern keine Rede von Ungerechtigkeit sein. 

Deutsche ­Wahrnehmung realitätsfern?

Viele Menschen in Deutschland empfinden die ständig kleiner werdende Mittelklasse als ungerecht. Die Studie behauptet, dass dieser Umstand nur in den Köpfen der Verbraucher exsistiert, denn der Umfrage zufolge, gehören mehr als fünfzig Prozent der Deutschen der Mittelschicht an. Die steigende Zahl der Spitzenverdiener sehen andere Arbeitnehmer ebenfalls unfair, doch trügt auch hier angeblich der Schein. Die Öffentlichkeit glaubt der Studie entsprechend, dass circa acht Prozent der Bürger in die Gruppe der Topverdiener einzuordnen sind. Laut der Umfrage seien es lediglich drei Prozent.

Eine Erkenntnis kann der Studie jedoch nicht abgesprochen werden; zwischen Wahrnehmung und Realität liegen in den meisten Industriestaaten Welten. Dabei geht es nicht nur um gerecht oder ungerecht, interessant ist die Tatsache, dass die Menschen aller Nationen ihre Situation nie der Realität entsprechend beurteilen. Die Reichtümer sind in nahezu allen Staaten ungerecht verteilt, doch die Menschen bewerten es aufgrund unterschiedlicher Informationsquellen verschieden.  

Die meisten Menschen vermissen zusehends die Gerechtigkeit, doch für die Meinungsforscher beginnt hier ein Teufelskreis. Sie behaupten, dass die Gerechtigkeitsdebatten der letzten Zeit die Wahrnehmung trüben, deswegen würden viele Menschen Ereignisse als unfair einstufen, obwohl sie es nicht sind. Ungerecht ist, dass sogar amtliche Statistiken oft nur geringen Wahrheitsgehalt aufweisen und deswegen zu falschen Schlüssen verleiten.


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