Ifo-Institut analysiert: Flüchtlinge kosten 2015 20 Mrd.

Der Strom der Flüchtlinge nach Deutschland reißt nicht ab. Noch sind die Helfer vor Ort und die Politik vollauf damit beschäftigt, den Ansturm zu bewältigen. Mit den längerfristigen Folgen befassen sich dagegen nur Wenige. Dabei wird die Zuwanderung gravierende Auswirkungen haben - auch wirtschaftlich und finanziell. Das Münchner ifo-Institut hat die ökonomischen Aspekten näher untersucht.


Flüchtlinge

Dabei wird versucht, die wirtschaftlichen und finanziellen Effekte der Flüchtlingswelle zu konkretisieren. Notwendigerweise handelt es sich um Schätzungen und Prognosen. Vielfach fehlt eine solide Datenbasis. Doch trotz der Unsicherheiten - die Erkenntnisse und Schlussfolgerungen sind bemerkenswert. 

Belastungen überwiegen erst einmal 

In der vielfach sehr emotional geführten öffentlichen Diskussion um die Flüchtlinge gehen nüchterne Analysen oftmals unter. Wenn es sich um das Thema Wirtschaft handelt, zeichnen manche Meinungsmacher ein geradezu euphorisches Bild. Da ist von durchweg gut ausgebildeten und überwiegend jungen Flüchtlingen die Rede, die demnächst den Fachkräftemangel hierzulande beseitigen. Der demografische Wandel mit seinen negativen Begleiterscheinungen werde ausgebremst. Außerdem sorge die Zuwanderung für einen ungeahnten Nachfrageschub und mehr Wirtschaftswachstum.

Manche sehen Deutschland in diesem Kontext sogar vor einem zweiten "Wirtschaftswunder". Ganz so leuchtend ist die Zukunft nach Erkenntnissen der ifo-Forscher jedoch nicht. Kurzfristig dürften eher Belastungen überwiegen. Und es wird dauern, bis sich die positiven Effekte der Zuwanderung bemerkbar machen. Alleine in diesem Jahr schätzt das Institut die finanziellen Kosten für Versorgung und Integration der Flüchtlinge auf 21,1 Milliarden Euro. Dabei wird jetzt von einer Flüchtlingszahl von 1,1 Millionen in 2015 ausgegangen. Ifo korrigiert damit eine frühere Vorhersage, bei der noch von zehn Milliarden Euro Kostenbelastung ausgegangen worden war.

Seinerzeit hatte man aber auch nur mit 800.000 Flüchtlingen gerechnet. Bei einem unterstellten weiteren Nettozuzug von 200.000 Menschen p.a. werden auch in den nächsten Jahren zusätzliche Kosten von jeweils zehn Milliarden Euro anfallen. 

Zweifel an schnellem Erfolg 

Sehr ernüchternd sieht es bei der Bildung der Flüchtlinge aus. Nach Angaben des ifo-Instituts hat kaum jeder Zehnte einen Hochschulabschluss, etwa 11 bis 15 Prozent besitzen eine dem Abitur vergleichbare Qualifikation. 60 Prozent der syrischen Flüchtlinge verfügen dagegen über weniger als acht Jahre Schulbildung. Die Analphabetenquote unter allen Zuwanderern wird auf 15 bis 20 Prozent geschätzt. Berufliche Integration bedeutet vor diesem Hintergrund eine gewaltige Herausforderung. 

Auch bei den Wachstumsimpulsen zeigen sich die ifo-Forscher eher skeptisch. Zwar wird durchaus anerkannt, dass das unerwartete Bevölkerungswachstum  für einen positiven Wachstumsimpuls sorgen wird. Das gilt aber nur absolut betrachtet, pro Kopf wird der Wachstumseffekt - insbesondere kurz- und mittelfristig - eher negativ beurteilt. Man darf gespannt sein, wie Deutschland diese Herausforderung meistert.


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