Doch diese einseitige Heimatverbundenheit wird nicht unbedingt belohnt. Wer nur auf den heimischen Aktienmarkt setzt und andere Länder und Regionen außer Acht lässt, vergibt Chancen und geht damit ein unnötiges Risiko ein. Deutsche gelten als besonders anfällig für Home Bias. Das lässt sich sogar mit Zahlen belegen. Während deutsche Aktien weltweit nur etwa 2,4 Prozent aller Unternehmenstitel ausmachen, beträgt ihr Anteil im Aktiendepot deutscher Privatanleger im Schnitt 60 bis 70 Prozent - ein Vielfaches davon.
Argumente für die Heimattreue...
Allerdings ist die Heimattreue keineswegs ein spezifisch deutsches Phänomen. Bei Amerikanern, Australiern oder Japanern lässt sich ebenfalls ein entsprechendes Verhalten feststellen. Auch hier steckt mehr als die Hälfte des Aktienbestandes jeweils in heimischen Werten. Interessanterweise folgen nicht nur Anlage-Laien dieser Verhaltensregel, sondern auch professionelle Investoren agieren vielfach ähnlich - wenn auch vielleicht nicht so ausgeprägt. Wie lässt sich das erklären? Dafür wird in Untersuchungen eine ganze Reihe an Gründen genannt:
- Über die heimischen Unternehmen weiß man in der Regel am besten Bescheid. Informationen sind besonders leicht zugänglich, gut zu verstehen und es liegen mehr Erfahrungen vor, was Einschätzungen erleichtert.
- Bei Auslandsaktien verursachen dagegen sprachliche Hürden und andersartige rechtliche Rahmenbedingungen oft den Zugang zu Informationen und deren Bewertung. Die Kosten der Informationsbeschaffung sind höher.
- Währungs- und Inflationsrisiken können die Renditen ausländischer Titel deutlich schmälern. Heimische Aktien können zwar auch (indirekt) von solchen Risiken betroffen sein, sie sind aber nicht so offensichtlich.
- Andere Besteuerung und Handelsrisiken an fremden Märkten können eine weitere Hürde darstellen.
...reichen nicht aus
Trotz dieser "gefühlten" oder "realen" Argumente für Home Bias: Optimal ist das Verhalten nicht. Denn es ist keineswegs gesagt, dass sich der heimische Aktienmarkt besser entwickelt als andere. Der DAX konnte zum Beispiel 2016 nur um sieben Prozent zulegen, die Dow Jones dagegen um 15 Prozent. Auch für die Risikostreuung ist die einseitige Fokussierung nicht gut. Dabei bedarf es nicht einmal eines großen Aufwands, um breit gestreut und im globalen Maßstab in Aktien zu investieren. Mit ETF, die sich auf den MSCI World beziehen, lässt sich zum Beispiel ein weltweiter Mix problemlos darstellen.