Bei Investmentbanken in der britischen Hauptstadt gehört dies zur Tagesordnung. Daran hat auch der Tod eines deutschen Praktikanten im Sommer 2013 wenig geändert. Einige Institute erließen zwar eilig verfasste Praktika-Regeln, doch dienten die in erster Linie nur zur Beseitigung des schlechten Images.
Arbeiten bis zur totalen Erschöpfung
Bei international führenden Banken beginnen in diesen Tagen wieder die Praktikantenprogramme, durch welche junge Talente zu Tausenden angezogen werden. Sie haben durchschnittlich neun Wochen Zeit, um die Entscheidungsträger von ihren Qualitäten zu überzeugen und sich eine attraktive Stelle in der Finanzwelt zu sichern.
Wenig Stellen zwingen zu außergewöhnlichen Leistungen
Viele Praktikanten stehen dabei vor kaum zu bewältigenden Herausforderungen, denn die meisten Banken verkleinern derzeit ihre Investmentabteilungen und stellen kaum noch Leute ein. Daher heißt es für jeden Einzelnen: Hervorstechen um jeden Preis. Praktikanten achten darauf, bei der Arbeit gesehen zu werden, und leisten ohne Beschwerde zahlreiche Überstunden.
Das heißt jedoch nicht, dass sie in dieser Zeit ununterbrochen arbeiten. Oft vergehen viele Stunden, bis ein Vorgesetzter ihnen einen Auftrag gibt. Wenn ein Arbeitsauftrag allerdings am späten Nachmittag kommt und dringend ist, bedeutet dies für den Praktikanten, dass er eine Nachtschicht einlegen muss.
Wenig Kritik am Job
Investmentbanken verlangen vergleichsweise viel von ihren Praktikanten. Sie müssen lange anwesend sein und dürfen das Büro keinesfalls vor dem Chef verlassen. Die meisten Praktikanten verzichten auf jegliche Kritik, denn sie wollen einen aussichtsreichen Job in der Finanzbranche ergattern. Zudem lassen relativ gute Gehälter keinen Spielraum für Beschwerden, Praktikanten verdienen bei Investmentbanken mindestens zwanzig Euro pro Stunde.
Darüber hinaus bezahlen die Arbeitgeber nach absolvierter Nachtschicht die Heimfahrt im Taxi oder in einer Uber-Limousine.
Reduzierte Personalkosten
Investmentbanken greifen unter anderem aus Kostengründen auf Praktikanten zurück. Sie ersparen sich damit die teure Personalsuche für einfache Tätigkeiten. Die Arbeit eines Praktikanten besteht hauptsächlich aus der Bearbeitung von Excel-Tabellen. Nach zufriedenstellender Erledigung wird das Aufgabenfeld um Analysen erweitert. Das Handeln mit Wertpapieren bleibt allerdings Experten überlassen.
Diskretion verlangt
Praktikanten arbeiten bei Investmentbanken mindestens 75 Stunden pro Woche. Sie unterschreiben mit ihrem Praktikantenvertrag ein sogenanntes "Non-Disclosure-Agreement", welches sie zu absolutem Stillschweigen in Bezug auf Unternehmensinterna verpflichtet. Als Lohn für absolute Höchstleistungen winkt ihnen eine gut bezahlte Vollzeitstelle.
Für diese Aussichten nehmen viele Praktikanten die als magischen Kreisverkehr bezeichneten 24-Stunden-Schichten in Kauf.