Zugegeben, die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die Auswahl an professionellen Beratern ist zwar groß. Aber viele, vor allem die bankenabhängigen, haben spätestens seit der Finanzkrise einen Großteil ihres Kredits bei den Kunden verspielt. Doch ohne professionelle Beratung geht es bei der Finanzplanung definitiv nicht. Anleger können den richtigen Finanzplaner finden, wenn sie die richtigen Fragen stellen und entsprechend vorbereitet sind.
Denn wer heute seine Finanzen umfassend von einem Experten planen lassen möchte - das beinhaltet die Geldanlage für die Altersvorsorge, Versicherungen, steuerliche Aspekte oder auch Überlegungen zu Erbschaften - sollte diesen auf Herz und Nieren prüfen.
Wie ist der berufliche Hintergrund?
Zu allererst ist es ratsam, einen Finanzplaner nach seiner beruflichen Qualifikation, seinem Wissen und seiner Erfahrung in diesem Bereich und seinem Werdegang zu fragen. Bei Bankmitarbeitern ist klar, dass sie die Interessen ihrer Bank vertreten. Andere Finanzberater aber muss der Kunde fragen, was für eine Ausbildung sie haben, für wen sie arbeiten, wie sie bezahlt werden. Erst dann lässt sich einschätzen, welche eigenen finanziellen Interessen ein Berater mit seinen Empfehlungen möglicherweise vertritt.
Ist der Berater auf dem neuesten Stand?
Wichtig ist auch, dass er seine laufende Fortbildung nachweisen kann. Die Regulierungen, die Steuergesetzgebung, die Herausforderungen an den Kapitalmärkten, all das verändert sich immer wieder. Nur wer auf dem aktuellsten Stand ist, kann Kunden umfassend und zuverlässig bei der Planung ihrer Finanzen beraten.
Wie viel Zeit nimmt er sich für die Beratung?
Die Qualität eines Finanzberaters zeigt sich aber nicht nur in seiner Ausbildung, seiner Erfahrung und der Fortbildung, sondern auch darin, wie viel Zeit er sich für das Gespräch mit seinem Kunden nimmt. Um eine fundierte und ganzheitliche Planung gewährleisten zu können, darf der Berater nicht ständig auf die Uhr schauen. Die Erfahrung ist leider eine andere: Laut einer Umfrage des Privat Finance Instituts der EBS Business School unter mehr als tausend Bankberatern dauern 61 Prozent der Gespräche weniger als eine Stunde. Das ist knapp bemessen. Bei einer seriösen Beratung zur Anlagestrategie müssen Banker unter anderem Risikoneigung, Lebens- und Jobsituation, Steuerstrategie oder vorhandenen Immobilienbesitz ermitteln, um daraus überhaupt Empfehlungen für eine sinnvolle Aufteilung des Depots ableiten zu können. Und das kostet Zeit.
Wie viele Kunden betreut er?
Auch die Zahl der Mandate kann über die Qualität der Beratung Auskunft geben. Anleger sollten sich deshalb erkundigen, wie viele Anleger er bereits betreut. Bei Beratern, die bereits sehr viele Kunden unter ihren Fittichen haben, besteht die Gefahr, dass der Anleger nur einer von vielen ist und speziell in schwierigen Marktphasen entsprechend schlecht betreut wird.
Wie transparent arbeitet er?
Ein weiteres Indiz für die Seriosität eines Finanzplaners ist seine Objektivität. Bei der Beratung sollte nicht der Produktverkauf, sondern das individuelle Bedürfnis des Kunden im Vordergrund stehen. Objektivität und Transparenz sollten bei der Empfehlung von Produkten ebenso selbstverständlich sein, wie die Offenlegung aller Kosten, die mit einem Produkt verbunden sind, inklusive aller Vergütungen, die der Berater selbst erhält.
Wie steht es mit der Unabhängigkeit?
Interessant ist in diesem Zusammenhang zu erfahren, ob der Berater das ganze Repertoire an Anlageprodukten anbietet oder ob er bewusst zum Beispiel die Produkte einer bestimmten Investmentgesellschaft bevorzugt. Klar ist, dass die Auswahl nur eines Anbieters, die nur auf einen oder zwei Anbieter beschränkt ist, die Qualität entscheidend mindern kann.
Wie teuer ist die Beratung?
Damit es später kein böses Erwachen gibt: Auch die Kostentransparenz sollte eine wichtige Rolle im ersten Gespräch spielen. Wie wird der Berater vergütet, also beispielsweise erfolgs- oder umsatzabhängig? Ausgabeaufschläge, zum Beispiel für Investmentfonds, sollten keine anfallen. Der Berater soll aufschlüsseln, welche Beträge wirklich in die Anlage fließen und welche in Provisionen, Bearbeitungsgebühren oder Ähnliches abgehen. Anleger sollten sich die konkreten Geldbeträge nennen lassen.
Doch alle Theorie ist hinfällig, wenn die Chemie zwischen Kunde und Berater nicht stimmt. Ein längeres persönliches Gespräch ist somit das A&O für den erfolgreichen Start einer langjährigen geschäftlichen Partnerschaft.
Autor dieses Artikels ist Prof. Dr. Rolf Tilmes, Executive Director PFI Private Finance Institute der EBS Business School, Oestrich-Winkel
______________________
Alle Informationen zu Finanzberater
Bei uns finden Sie unabhängige Honorarberater.