EZB-Bericht: Liquiditätsmärkte fast spannungsfrei

Der aktuelle EZB-Bericht gibt sich gelassen: Spannungen an den Finanzmärkten so geringfügig wie vor den Finanzkrise von 2007, Bankenunion als echter Fortschritt und die Situation in Südeuropa auf dem Weg der Erholung. Was steckt hinter der EZB-Strategie und was bedeutet sie für Anleger?


Liquiditätsmärkte

EZB: Konjunkturerholung nicht verschenken

Laut aktuellem Finanzstabilitätsbericht der EZB ist der Stress im Finanzsystem auf Vorkrisenniveau gefallen. Die Finanzierungssituation der Banken habe sich verbessert, die Konjunkturerholung sei zwar zögerlich, aber vorhanden. Trotzdem sei die Gesamtlage noch nicht stabil, weshalb die Währungshüter Reformen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sowie weitere Schritte anmahnen, um die  europäische Bankenunion endlich ins Werk zu setzen. Tatsächlich erholt sich die Konjunktur in der Eurozone mit einem Wirtschaftswachstum von nur 0,1 Prozent im dritten Quartal nur schleppend, doch die Währungshüter prognostizieren 1,0 Prozent Zuwachs für 2014. Zwar bescheinigt der EZB-Bericht den Krisenstaaten Fortschritte bei Schuldenabbau und verbesserte Wettbewerbsfähigkeit, aber warnt gleichzeitig davor, jetzt in den Anstrengungen nachzulassen. Wenn die EZB derzeit etwas fürchtet, dann Spannungen an den Anleihemärkten - denn auf dem Gipfel der Schuldenkrise waren die Refinanzierungskosten für Spanien oder Italien in untragbare Höhen geklettert.

Das bringt die Bankenunion

Als eine Säule der Bankenunion werden ab November 2014 um 130 Großbanken unter EZB-Aufsicht gestellt. Wie krisenfest sind die Institute? Ein EZB-Bilanzcheck legt den Finger auf die Wunde. Bis Jahresende wollen sich die Finanzminister der Euroländer auf die Bankenunion einigen: Wie wickelt man marode Banken ab? Wie entzerrt man die Verstrickung von maroden Bilanzen heimischer Geschäftsbanken und Staatsverschuldung - einst einer der Auslöser der Schuldenkrise in Europa? Trotz überwundener Rezession sieht die EZB das wenig profitable Arbeiten wichtiger Banken mit Sorge. Wo man unter Kreditausfallrisiko leidet, wird nämlich in großem Umfang gegen faule Kredite vorgesorgt - was jedoch den Gewinn mindert. Dabei erhalten Banken Geld so billig wie nie, aber geben überschüssige Liquidität nicht an Firmen und Verbraucher weiter. Teile der EZB denken daher über eine Art Strafzins nach - also ein Absenken des Einlagesatzes von 0,0 auf minus 0,1 Prozent. Doch dass ein Strafzins kommt, ist so unwahrscheinlich wie sinnlos, da Banken diesen nur auf ihre Kunden umlegen, was Kredite verteuert.

Mit Aktien gegen negative Realzinsen?

So entspannt die Währungshüter, so verärgert über die Niedrigzinspolitik die deutschen Sparer, die nicht selten negative Realzinsen verbuchen. Mit einer Erhöhung des Leitzinses ist - obwohl ein Viertel des Rates gegen die Absenkung auf 0,25 Prozent votierte - nicht zu rechnen. Viele Länder der Eurozone bauen private und öffentliche Schulden ab - die EZB will bis zu merklicher Konjunkturerholung an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten. Dabei bewegen sich auch Sparer keinesfalls im luftleeren Raum: Weil sie als Arbeitnehmer von guter Konjunktur profitieren, sind Leitzinssenkungen auch in ihrem Interesse. Insofern scheint Zukunftsangst unangebracht - warum keine Anleihen und Aktienpositionen in Erwägung ziehen? Leider drückt weniger der Leitzins, sondern die Attraktivität deutscher Staatsanleihen auf deren Zinsen. Gefragt, was für Aktien spricht, sieht Giordano Lombardo, Wirtschaftswissenschaftler und Chief Investment Officer bei der Fondsgesellschaft Pioneer Investments, Aktien als das geringere Risiko. Schließlich rangierten die Zinsen für Anleihen unter der Inflationsrate. Eine Aktienblase sei nicht in Sicht, Aktien trotz Volatilität der Aktienmärkte renditeträchtiger. Lombardo rechnet damit, dass ein Anstieg der Anleihezinsen noch auf sich warten lässt - glaubt man ihm, bleiben Aktien interessant.


Dieser Text ist vom Autor freigegeben worden. Er trägt daher die alleinige inhaltliche und presserechtliche Verantwortung. Eine Haftung anderer Personen/Institutionen ist ausgeschlossen.

  

 

 

 

Herzlich Willkommen Video | Honorar für Beratung
 

Erklärungsvideo der Honorarberatung: Suche nach verlorenen Groschen.

Schnellzugang Geldanlage

16.11.2020 - Märkte
Sachwerte – neue Impulse für die private Geldanlage Anstatt auf spekulative Renditen zu hoffen, rücken bei vielen Anlegern klassische Sachwerte stärker in den Vordergrund.
13.11.2020 - Märkte
Wie Sie im Jahr 2021 in ein Online Casino investieren können Das Investieren in Online Casinos im Jahr 2021 ist leichter als Sie denken!
Alle Honorarberater