Die Studie, die die Prüfungs- und Beratungs-Gesellschaft Ernst & Young vorlegt, lässt aufhorchen. Während die 300 größten europäischen Konzerne im ersten Halbjahr 2016 einen Umsatzrückgang von 4,6 % verzeichneten, gingen die Umsätze der wichtigsten Konzerne in den USA lediglich um 0,4 % zurück. Noch schlechter schneidet Europa beim Vergleich der erwirtschafteten Überschüsse ab. Bei den US-amerikanischen Unternehmen verringerte sich der Gewinn im Durchschnitt um 3,5 %, während der Gewinn der europäischen Konzerne um 9,6 % zurückging.
Deutschland als europäischer Musterknabe
Aus deutscher Sicht gibt es nach Ansicht der Experten von Ernst & Young auch gute Nachrichten zu vermelden. Während in fast allen Ländern Europas die Unternehmensgewinne unter Druck gerieten, konnten 44 große deutsche Unternehmen ihre Profitabilität steigern. Im Durchschnitt legten ihre Gewinne um satte 7 % zu. Die positiven Meldungen hinterlassen jedoch einen bitteren Nachgeschmack, denn sie offenbaren ein strukturelles Problem der europäischen Wirtschaft: Die Hälfte der wichtigsten 300 Unternehmen in Europa ist etablierten Branchen wie Maschinenbau, Elektroindustrie oder Autoproduktion zuzuordnen. Deutlich unterrepräsentiert sind innovative Geschäftsfelder wie IT oder Dienstleistungen.
Hat Europa den Anschluss im Bereich innovativer Technologien verloren?
In den Vereinigten Staaten stellt sich die Situation deutlich anders dar, wenn man die Relation Old versus New Economy untersucht. Lediglich ein Drittel der bedeutenden Unternehmen ist dem klassischen Sektor zuzuordnen, der Anteil innovativer Unternehmen ist deutlich höher als in den europäischen Volkswirtschaften. Welche Bedeutung den modernen Technologien bereits jetzt zukommt, zeigt die Rangliste der wichtigsten Unternehmen der USA. Unangefochtener Spitzenreiter ist Apple, dessen Wert auf 178 Milliarden Dollar taxiert wird.
Den zweiten Platz belegt Google mit 133 Milliarden Dollar vor Coca Cola (73 Milliarden Dollar). Die Zahlen von Firmen wie Facebook oder Amazon erreichen dieses Niveau zwar noch nicht, doch sie wachsen am schnellsten: Facebook legte um 48 % zu und und Amazon um 33 %.
Dominanz der USA wächst
Die Experten weisen auf die Brisanz dieser Zahlen hin. Sie belegen die Stärke der US-Firmen im Bereich moderner Technologien. Apple & Co würden nicht nur die Digitalisierung in der Wirtschaft, sondern in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens vorantreiben. Die Europäer würden in diesem Prozess so gut wie keine Rolle spielen. Ian Bremmer, Gründer eines wichtigen amerikanischen Politik- Analysehauses warnt bereits davor, dass nicht staatliche Akteure und Lobbyisten der Konzerne ihre wirtschaftliche Macht nutzen könnten, um Politik zu machen.