Etwa 800 Millionen Euro flossen allein im Januar dieses Jahres in offene Immobilienfonds, der Branchenverband BVI bezeichnet dies als den größten Zufluss seit Ende 2014. Ursache scheint die Zinsflaute zu sein, Fondsmanager und Sparer suchen intensiv nach renditestarken Anlageoptionen. Genau hier liegt das Problem der Fondsbranche: Zu viele Interessenten streiten sich um immer weniger Immobilien. Schnelle Investitionen sind daher kaum noch möglich, währennd hohe Liquidität in den Fonds durch Negativzinsen die Rendite beinträchtigt. Von der neuesten Strafzinspraxis der EZB sind insbesondere institutionelle Investoren wie Fondsanbieter betroffen.
Wie die Anbieter offener Immobilienfonds reagieren
Da geparkte Liquidität aktuell bei derartigen Beträgen bereits kostenpflichtig ist, leidet die Rendite der drei Immobilienbeteiligungen von Union-Investment, der Fondsgesellschaft der Genossenschaftsbanken. Daher wird auf neue Kundengelder verzichtet, wobei Sparpläne momentan noch ausgenommen sind.
Bei den Fonds der Deka bewegt sich die Liquidität innerhalb der gewünschten Werte, allerdings kann die große Nachfrage nicht vollkommen befriedigt werden. Ausnahme sind auch hier Anlagen über Sparpläne.
Die Deutsche Bank hat beim Fonds "Grundbesitz Deutschland" die Anteilsausgabe ebenfalls unterbrochen, da die vorhandenen Kundengelder zuerst investiert werden sollen. Nicht tangiert werden Sparpläne sowie Fonds auf europäischen und globalen Grundbesitz.
Immobilienfonds stark nachgefragt
Die Deutsche Bank bezeichnet die Marktlage als sehr herausfordernd. Geeignete Immobilien seinen zwar knapp, aber noch auffindbar. Der Run auf die Fonds bleibt mangels attraktiver Investmentalternativen weiterhin erhalten und der Überfluss an Kapital verstärkt die Tendenz.
Prinzipiell hat die Fondsbranche bisher von der Niedrigzinspolitik der EZB profitiert, denn immer mehr Sparer wenden sich von klassischen Bankeinlagen ab und suchen mit Hilfe von Publikumsfonds attraktive Erträge.
Der BVI verweist in diesem Kontext auf knapp 72 Milliarden Euro, die als neue Mittel 2015 in Aktienfonds, Mischfonds, Rentenfonds und eben auch in offene Immobilienfonds geflossen sind. Damit hat sich der Zufluss im Vergleich zu 2014 verdoppelt. Die Sparer gaben sogar ihre Zurückhaltung gegenüber Aktienfonds auf und investierten erstmals seit vier Jahren wieder mehr Mittel als abgezogen wurden.
Auch Aktienfonds von zu hoher Liquidität betroffen
Die Deutsche Bank reagiert auf die starke Nachfrage beim Aktienfonds "DWS Aktien Deutschland" ebenso wie bei ihren Immobilienfonds - sie hat seit März die Annahme neuer Kundengelder gestoppt. Als Grund gibt das Institut die außergewöhnliche Konstruktion des Fonds an, der seine Mittel zu großen Teilen nicht in DAX, TecDAX oder MDAX investiert. Hier sind nicht zu wenig geeignete Immobilien das Problem, es gibt stattdessen einen Engpass bei deutschen Nebenwerten.
Zwar gibt es vereinzelt Schließungen von Fonds, insgesamt ist das Anlageuniversum aber bei weitem breit genug, um individuelle Anlage-Zielsetzungen weiterhin gut und effizient umzusetzen.