Eigenleistung beim Eigenheim: die Muskelhypothek

Die Lust auf die eigenen vier Wände ist bei den Deutschen unverändert groß. Selbst diejenigen, die sich das Eigenheim eigentlich nicht leisten können, versuchen mit Eigenleistung zum Ziel zu gelangen. Experten warnen allerdings vor der sogenannten Muskelhypothek.


Eigenleistung

Historisch niedrige Zinsen

Das anhaltende Niedrigzinsniveau ist nach wie vor die treibende Kraft beim Eigenheim. Wer glaubt, dass bereits alle solventen Bundesbürger ihren Traum vom Eigenheim realisiert haben, irrt sich. Denn jetzt greifen auch Menschen den Plan zur Privatimmobilie auf, die sich die Träume weniger leisten können. 

Diese Bevölkerungsgruppe ist bereit, die fehlenden Mittel durch Eigenleistung zu ersetzen. Der Plan klingt im ersten Moment überzeugend: Die eigene Arbeitskraft ersetzt den kostenintensiven Fachmann, die Muskelhypothek kompensiert die finanzielle Unzulänglichkeit. Dass sich durch Eigenleistung mehrere Zehntausend Euro einsparen lassen, bestätigt auch der Bundesverband des deutschen Fertigbaus. 

Die Fertighaushersteller haben bereits erkannt, dass die Muskelhypothek wieder an Beliebtheit gewinnt, und bieten dementsprechend Ausbauhäuser an, bei denen Eigenleistung gefragt ist. Die Muskelhypothek wird zunehmend zum Bestandteil der Baufinanzierung, ihr Abzug von den eigentlichen Krediten vereinfacht die Verhandlungen mit Kredit gebenden Banken. Doch reicht nach Meinung der Fachleute der gute Wille allein nicht zu den eigenen vier Wänden. 

Know-how ist gefordert

Wer sein Eigenheim mit Eigenleistung realisieren möchte, braucht in erster Linie umfangreiches Fachwissen und ordentlich Zeit. Auch sind die Einsparungen nicht so enorm wie weitverbreitet angenommen. Die Muskelhypothek führt bei einem Projekt im Wert von 275.000 Euro zu Ersparnissen von maximal zehn Prozent.

Die Voraussetzung: Der Bauherr ist fachlich qualifiziert und kann für die Eigenleistung mindestens 850 Stunden aufbringen. Das heißt, er muss mindestens einhundert Tage und täglich acht Stunden an seinem Eigenheim arbeiten, ohne Unterbrechung an den Wochenenden. Damit sind viele angehende Hauseigentümer überfordert, der Beruf lässt so lange Abwesenheit nur in Einzelfällen zu. 

Eigenengagement klingt im ersten Moment gut, jedoch beschränkt sich die Muskelhypothek auf wenige Tätigkeiten, die ein Laie ohne Schaden anzurichten ausführen kann. Gravierende Mängel führen meist zu verzögerten Bauabläufen und machen den Preisvorteil der Eigenleistung zunichte.

Nur wenige Arbeiten rechnen sich

In der Tat gibt es für Anhänger der Muskelhypothek nur wenige Dinge, die sie in Eigenleistung übernehmen können. Dazu gehören das Anbringen der Fußbodenbeläge und Malerarbeiten. Bei diesen zwei Positionen können Bauherren finanziell profitieren. 

Wer die Muskelhypothek beim Eigenheim favorisiert und dazu Freunde beschäftigt, muss deren Arbeitsleistung gegen einen Unfall versichern. Bei der Eigenleistung ereignen sich jedes Jahr zahlreiche Unfälle, die nicht von der Versicherung der Bauherren abgedeckt werden. Für jeden Helfer sollte eine Extraversicherung abgeschlossen werden, die regional verschiedenen Kosten belaufen sich auf etwa zwei Euro pro Tag.


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