Vor 20 Jahren wohnten nur 38,7 Prozent der deutschen Wohnbevölkerung wirklich in den "eigenen vier Wänden", heute ist ihr Anteil immerhin auf 44,2 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: In der gesamten Euro-Zone besitzen im Durchschnitt sechs von zehn Menschen selbst genutzte Immobilien. Europäische Spitzenreiter sind dabei die Slowakei und Spanien, wo 90 respektive 83 Prozent der Haushalte über Wohneigentum verfügen. Ursachen für Deutschlands Rückstand in diesem Sektor sind aus Expertensicht nicht nur der vergleichsweise hohe und attraktive Bestand an Mietobjekten sowie der rechtlich hochentwickelte Mieterschutz, sondern auch die vergleichsweise sehr hohen Nebenkosten für den Immobilienkauf.
Ungleiche Vermögensverteilung und niedriges Median-Vermögen durch geringe Eigentümer-Quote
Für den Vermögensaufbau der Deutschen ergeben sich daraus Konsequenzen. Ein deutscher Durchschnittshaushalt verfügt laut der EZB-Studie über ein Median-Vermögen von 51.000 Euro, im Euro-Raum befindet sich Deutschland damit am absoluten unteren Ende. Das europäische Haushalts-Median-Vermögen beläuft sich auf 109.000 Euro, Länder wie Luxemburg, Zypern, aber auch Spanien, Italien oder Frankreich liegen mit Zahlen zwischen 400.000 und 116.00 Euro teilweise sehr deutlich über dieser Marke sowie dem deutschen Wert.
Gleichzeitig verweist die EZB auf eine im europäischen Vergleich extrem ungleichmäßige Vermögensverteilung in Deutschland, der allenfalls noch Österreich - mit der europaweit zweitniedrigsten Quote von Immobilienbesitzern - nahekommt. Beide Länder gehören einkommensmäßig, zusammen mit den Benelux-Staaten und Finnland zur Spitzengruppe in Europa. Franzosen, Spanier oder Italiener sind trotz geringerer Einkommen jedoch deutlich reicher. Das Fazit der EZB-Experten: Die Verwendung der Einkommen macht den Unterschied. Der Immobilienerwerb in den anderen europäischen Ländern führt über die entsprechenden Ratenzahlungen zu einem kontinuierlichen Vermögensaufbau.
Eigentümer versus Mieter: Unterschiedliche Einkommen, unterschiedliches Sparverhalten
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kommt in seiner Studie "Mietwohnungsmarkt und Wohneigentum" zu vergleichbaren Resultaten, führt jedoch aus, dass Mieten und die Eigennutzung einer Immobilie nahezu gleichviel kosten, die Preise würden durch die Angebots- und Nachfragesituation auf beiden Märkten ausgeglichen. Der Immobilienverband Deutschland IVD macht bei Immobilienbesitzern und Mietern zudem ein unterschiedliches Sparverhalten aus: Die zur Miete wohnenden Deutschen zeigen demnach stärker als Immobilienbesitzer die Tendenz, ihr Geld statt für den Vermögensaufbau für hochwertige Konsumgüter oder Reisen auszugeben. Zudem werden monetäre Geldanlagen im Zweifelsfall deutlich leichter aufgelöst - am Vermögensaufbau durch Immobilienerwerb werde im Vergleich dazu eisern festgehalten.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes weisen in die gleiche Richtung, die Sparquote von Immobilienbesitzern liegt inklusive Tilgungen bei 12,9 Prozent - gegenüber 6,8 Prozent bei Mietern. Allerdings verfügen Haushalte mit Immobilienbesitz im Durchschnitt auch über ein doppelt so hohes Einkommen als letztere. Ob ein Immobilienkauf für den eigenen Vermögensaufbau optimal ist, bleibt trotzdem eine sehr persönliche Entscheidung. Menschen mit geringen oder stark schwankenden Einkommen sowie hoher Mobilität sind damit oft nicht sehr gut beraten. Zudem sind Immobilien für den Vermögensaufbau nicht ohne Risiko. Trotz des aktuellen Immobilienbooms in den urbanen Zentren ist der Wert bestehender Wohnimmobilien in den letzten 13 Jahren nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes auf dem sehr heterogenen deutschen Markt um nicht mehr als drei Prozent gestiegen.
Private Finanzplanung: Voraussetzung für eine durchdachte Vermögensstruktur.
Für einen langfristigen und generationenübergreifenden Vermögensaufbau sind Immobilien jedoch unverzichtbar. Eine attraktive Alternative oder Ergänzung zum Eigenheim sind kann man eine Immobilie vermieten, um das Risiko der Geldanlage gut zu streuen. Egal ob Miete, Kauf oder Fonds-Investition: Generell gilt, dass sich Menschen in den eigenen Aufbaujahren nicht nur von den Meinungen und Werten der vorangegangenen Generation leiten lassen sollten.
Die beste Hilfestellung für den persönlichen Vermögensaufbau und eine entsprechende private Finanzplanung - die in den Schulen und anderen Ausbildungsgängen bisher übrigens absolut keine Rolle spielt - bieten wirklich unabhängige Berater, die für ihre Kunden im Rahmen einer Honorarberatung tätig werden.