"No risk, no fun", dieser flotte Spruch kursiert nicht nur unter Surfern und Snowboardern, sondern gelegentlich auch an der Börse. Angesichts einer anhaltenden Niedrigzinsphase scheint es tatsächlich so, dass nur der Anleger gewinnen kann, der etwas wagt. Bankberater nutzen mittlerweile Fragebögen, um die Risikobereitschaft ihrer Kunden einzuschätzen und sich für eventuelle Rechtsstreitigkeiten gegen den Vorwurf der Fehlberatung abzusichern. Eine realistische Einschätzung der Risikobereitschaft liefern solche Fragebögen jedoch nicht.
Wie viel Risiko darf es sein?
Wie risikofreudig ein Mensch ist, wird im Wesentlichen von drei Faktoren bestimmt:
- Gene: Je größer der Mandelkern im Gehirn, desto größer die Risikobereitschaft
- Erziehung: Umgang der Eltern mit Chancen und Risiken wirkt sich auf Risikofreude aus
- Gesellschaft: In Staaten mit starker Rolle des Individuums ist die Risikobereitschaft allgemein höher
Trotzdem möchte niemand als Angsthase gelten. Allein deshalb können standardisierte Fragebögen kein realistisches Bild von der Risikobereitschaft eines Menschen liefern. Mittlerweile gibt es zwar Online-Tests und Apps, die genauer nachfragen, aber das allein reicht nicht aus, um anschließend seine Anlageentscheidungen komplett danach auszurichten. Kein Mensch kann sich realistisch vorstellen, wie sich Kursverluste von zehn Prozent oder mehr anfühlen.
Um sich selbst zu testen, könnten Sie einen kleinen Betrag zum Beispiel in Aktien investieren. Falls Sie bei Verlusten zu Panikverkäufen neigen oder nachts keinen Schlaf mehr finden, sollten Sie auf Anlagen mit hohem Risiko besser verzichten. Aber auch dann, wenn Sie die Nerven behalten, sollten Sie - möglichst zusammen mit einem unabhängigen Berater - Ihre finanzielle Tragfähigkeit einschätzen. Wer für eine Familie sorgen muss oder Zweifel an der Sicherheit seines Jobs hat, muss das Risiko begrenzen, auch wenn er zu den risikofreudigen Typen gehört.
Wer langfristig investiert, minimiert das Risiko
Am Beispiel deutscher Aktien lässt sich zeigen, dass Risikoeinschätzungen oft nicht realistisch sind. Wer über einen Zeitraum von 13 Jahren in einen Fonds investiert hat, der den DAX nachbildet, erzielte trotz aller Rückschläge und Crashs eine jährliche Rendite von acht Prozent.
Nicht jeder private Anleger hat Lust und Zeit, täglich den Wirtschaftsteil der Zeitung zu studieren und die Entwicklung der Börsenkurse zeitnah zu verfolgen. Doch mit der kompetenten Unterstützung eines Finanzberaters brauchen Sie dennoch nicht auf eine höhere Rendite zu verzichten. Bei einer vertrauensvollen Zusammenarbeit können erfahrene Fachmänner und -frauen durchaus einschätzen, wie risikobereit Sie tatsächlich sind und Ihnen die passenden Finanzprodukte empfehlen.