Im vergangenen Jahr kam es zu einem dramatischen Preisverfall, den so kaum jemand vorhergesehen hatte. Zwar hat sich der Ölpreis nach seinem absoluten Tief zum Jahreswechsel inzwischen wieder etwas stabilisiert. Doch eine grundlegende Preiswende ist nicht eingetreten. Und manches spricht dafür, dass sie auch noch länger auf sich warten lässt.
Peak Oil - dank Fracking und Energiewende erst einmal verschoben
Es sind vor allem zwei Faktoren, die längerfristig preisdämpfend wirken: der Fracking-Boom in den USA und die Förderung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien in den entwickelten Industrieländern. Öl ist immer noch wichtig für die moderne Industriegesellschaft, doch es hat seine allesbeherrschende Stellung eingebüßt. Mit der Energiewende, der Verbreitung energiefreundlicher Technologien und Neuentwicklungen wie dem Elektroauto ist die Abhängigkeit vom Rohstoff Öl geringer geworden. Das drückt zwangsläufig auf die Nachfrage und damit auch auf den Ölpreis.
Auf der anderen Seite haben es die Fracking- und andere innovative Ölbohr-Techniken ermöglicht, große Vorkommen zu erschließen, die vor wenigen Jahren noch unerreichbar schienen. Die USA sind in der Folge zum größten Ölproduzenten der Erde aufgestiegen. Der Zeitpunkt von "Peak Oil" scheint erst mal um einige Jahrzehnte in die Zukunft verschoben. Das Fracking hat nicht nur die weltweite Ölförderung erhöht, gleichzeitig wurde damit auch die Macht der OPEC, des Kartells wichtiger Ölstaaten, ausgehöhlt.
Macht der OPEC wankt
Die OPEC-Staaten, allen voran Saudi Arabien, taten denn auch alles, um dem US-Fracking die wirtschaftliche Existenzbasis zu entziehen. Anstatt die eigenen Fördermengen zu reduzieren und den Ölpreis wieder nach oben zu treiben, wurden die Mengen beibehalten, zum Teil sogar ausgeweitet. Die Hoffnung dabei - Fracking könnte dadurch nicht mehr rentierlich sein und auf diesem Wege quasi "ausgetrocknet" werden.
Doch diese Hoffnung erweist sich möglicherweise als trügerisch. Denn die US-Fracking-Industrie hat inzwischen gelernt, mit dem niedrigeren Ölpreis umzugehen. Sie kann dabei von Lerneffekten profitieren. Die Förderung funktioniert heute schneller und effizienter als noch vor wenigen Jahren. Sie kann außerdem sehr flexibel variiert werden, so dass auch längere Durststrecken beim Ölpreis verkraftbar sind.
Es spricht daher viel dafür, dass es erst einmal bei günstigen Preisen bleiben wird. An der Erschöpfbarkeit der wertvollen Ressource Öl ändert das natürlich grundsätzlich nichts.