Bis zu fünf Milliarden Euro sollen die demnächst zur Versteigerung kommenden zehnjährigen Bundesanleihen für die Staatskasse einspielen. Die Versteigerung läuft über die BRD-Finanzagentur, welche in Frankfurt am Main ansässig ist und Schuldenmanagement für den Bund betreibt. Zur Auktion kommen die Papiere mit Null-Prozent-Kupons; das bedeutet, dass der Staat den Anlegern für ihr Geld keine Zinsen anbietet. Zum Jahresanfang waren zehnjährige Anleihen noch mit Zinskupons bei 0.5 Prozent behaftet, der bisher höchste Wert wurde 1981 mit 10.75 Prozent festgestellt.
Die Finanzagentur will keine negativen Zinskupons einführen
Gleichwohl muss die Agentur der Entwicklung der Märkte folgen und dort rentieren früher begebene zehnjährige Bundesanleihen derzeit bei einem Minus von etwa 0.16 Prozent. Zinskupons von null Prozent sind bei Anleihen mit fünfjährigen Laufzeiten seit Anfang 2015 Realität. Anleihen mit Laufzeiten von zwei Jahren wurden erstmals 2012 zu null Zinsen auf dem Markt angeboten.
Warum Bundesanleihen keine Zinsen mehr abwerfen
Als erstrangige Ursache machen die Experten die Europäische Zentralbank (EZB) aus, denn die kauft seit einiger Zeit monatlich für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen auf. Zudem hat EZB-Chef Mario Draghi erst vor Kurzem das Volumen auf 80 Milliarden erhöht. Das drückt verständlicherweise auf die Zinsen.
Ein weiterer Grund ist, dass Anleger aufgrund des britischen Referendums, welches den Abschied Großbritanniens aus der EU beschlossen hat, in als sicher bezeichnete Häfen flüchten. Sie fokussieren mehrheitlich Bundesanleihen, da diese unter Fachleuten als Investment ohne Risiko gelten:
- Einerseits garantiert der deutsche Staat für pünktliche Rückzahlungen.
- Andererseits bewerten alle führenden Ratingagenturen Deutschland mit der besten Bonitätsnote Triple-A.
Wozu werden die Erträge aus den Anleihen verwendet?
Bundesanleihen dienen dem Finanzminister Wolfgang Schäuble in erster Linie zur Finanzierung des deutschen Schuldenbergs. Der beläuft sich derzeit auf gut zwei Billionen Euro und ist seit Ende Februar 2012 um knapp acht Milliarden Euro kleiner geworden. Die Verschuldung nimmt aktuell wieder zu, allerdings geschieht die Zunahme langsamer als noch vor vier Jahren. Damals lag die Neuverschuldung pro Sekunde bei 1.300 Euro, inzwischen sind es nur noch 115 Euro.
Gleichwohl muss die BRD-Finanzagentur noch viele Bundesanleihen zur Versteigerung bringen, bis der letzte Cent der Staatsverschuldung in unbestimmter Zukunft getilgt sein wird.
Fachleute schätzen übrigens, dass der Bund allein 2015 etwa 40 Milliarden Euro an Steuergeldern für die Zinsen der Schuldenlast aufbringen musste.