Deutsche Anleger meiden Börsen
Wenn die Verbraucher sich von ihren tief eingeprägten Verhaltensweisen verabschieden könnten, würden sie erkennen, dass in der aktuellen deflationären Situation Investitionen in Aktien zunehmend Sinn machen. Doch ist die Aversion gegen die Börsen stark verwurzelt, und führt Verbraucher zu den traditionellen Anlagen Sparbuch und Festgeld. Sie tun dies, weil ihre Bekannten, Nachbarn und Kollegen es auch machen. Und was die Mehrheit für richtig hält, kann ihrer Ansicht nach nicht verkehrt sein.
Sparkonten sind nur deshalb gut, weil es die Mehrheit so sieht
Die psychologische Struktur des Einzelnen führt zur Erkenntnis, dass jegliches Börsen-Engagement mit Risiko verbunden und daher zu meiden ist. Die Mehrheit kompensiert ihre kollektive Unsicherheit mit dem Drang zu vermeintlich sicheren Anlagehäfen. Daher werden auch in Zeiten niedrigster Zinsen diese klassischen Anlageformen favorisiert:
- Sparbücher.
- Tagesgeldanlagen.
- Festverzinsliche Staatsanleihen der Bundesrepublik Deutschland. Die Mehrheit der Anleger erzielte mit diesen Investments in der Vergangenheit solide Renditen und ignoriert hartnäckig die veränderten Rahmenbedingungen angesichts der deflationären Tendenz. Das Anlageverhalten der Deutschen wurde von internationalen Analysten untersucht, ihre Ergebnisse bestätigen die Abneigung deutscher Verbraucher gegenüber den Börsen:
- Immerhin erkannten die heimischen Anleger zu 73 Prozent Aktien als renditestarke Asset-Klasse.
- Doch handeln genau diese Menschen konsequent gegen ihre Erkenntnisse. Sie orientieren sich lieber an der Mehrheit, meiden die Börsen und legen ihr Geld auf die angeblich sichere Seite. Wenn die Deutschen in der Mehrzahl Lebensversicherungen kaufen, kann daran nichts verkehrt sein, denn dieses Verhalten entspricht exakt dem Gesetz der großen Zahlen. Der Herdentrieb führt unbewusst zu gemeinschaftlichen Reaktionen.
Gemeinsamkeit birgt auch Risiko
Dass Verbraucher sich in der Mehrheit von den Börsen fernhalten, mag verständlich und nachvollziehbar sein. Doch ihre Abstinenz lässt sie offen für hochriskante Anlageformen werden, dieses Phänomen machen sich manche Unternehmen gerne zunutze. Was sonst als der tiefverwurzelte Herdentrieb hat dazu geführt, dass sich 75.000 Anleger für die umstrittenen Genussrechte des Windkraftunternehmens Prokon interessierten. Dass sie dabei wahrscheinlich 1,4 Milliarden Euro in den Sand setzten, ist die Folge einer tief im Unterbewusstsein verankerten Entscheidung, die sie zu unkontrollierbarem Herdenverhalten gezwungen hat. Wenn sich manche Anleger über ihre Börsen-Aversion hinwegsetzen, begehen sich aus Übermut gleich den nächsten Fehler, sie investieren in Einzelaktien. Auch hier spielen kollektive Fehlansichten bedeutende Rollen, denn nicht alles Große ist aufgrund seiner Ausmaße auch gut.
Große Fonds haben nur wenig Spielraum
Sobald Anleger Börsen-Engagement entwickeln, entscheiden sie sich nach althergebrachtem Prinzip für die größten Fonds und erleben manchmal gemeinschaftliche Pleiten. Denn gerade ihre Größe verwehrt vielen Fonds lukrative Nischen, auch das beste Management kann daher nur schwer an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen.