Jährlich kommen seit 2005 etwa 50.000 Personen mehr in Schweden an als aus dem Land wegziehen. Es sind mittlerweile weniger Flüchtlinge, die politisches Asyl beantragen, es sind vielmehr Familienangehörige, die im Rahmen des Nachzugs in das skandinavische Land reisen. Gleichwohl stellten 2014 etwa 80.000 Menschen Asylanträge, knapp 50 Prozent wurden bewilligt.
Schnelle humanitäre Hilfe für Flüchtlinge
Schweden nimmt seit vielen Jahren Menschen auf, die Kriege aus ihrer Heimat vertrieben haben; einst kamen sie aus dem Irak, aus Afghanistan oder Somalia. Mittlerweile kommen die meisten Geflohenen aus Syrien und Eritrea. Vorbildlich ist dabei die unbürokratische schnelle Hilfe; ohne lange Wartezeiten erhalten Menschen aus Krisengebieten politisches Asyl sowie unbefristete Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen.
Humanitäre Hilfe ist dabei nur ein Kriterium für konservative und liberale Politiker. Ein weiterer Aspekt ist der demografisch bedingte Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, hier sorgen Zuwanderer für spürbare Entspannung.
Ähnliche Herausforderungen wie in Deutschland
Bei Weitem nicht alle Schweden unterstützen die ehrgeizigen Pläne der Regierung in Bezug auf Asyl und Flüchtlingspolitik. Die wirtschaftliche Situation Schwedens ist angespannt, rechtsradikale Parteien erleben auch hier wachsenden Zulauf.
Ankommende Flüchtlinge zeigen im Vergleich zur schwedischen Bevölkerung einen hohen Akademikeranteil, allerdings bleibt das Potenzial weitgehend ungenutzt. Asyl- suchende Ingenieure und Mediziner fahren Taxis oder arbeiten als Putzkräfte. Gleichwohl wirken sich die Flüchtlingsströme laut einer Einschätzung der OECD positiv auf den schwedischen Haushalt aus. Die Vorteile sind geringer als in Luxemburg oder der Schweiz, wo hauptsächlich Migranten mit besonders hoher Qualifikation eintreffen.
Im Vergleich zur unstrukturierten Einwanderungspolitik Deutschlands ist die schwedische laut Expertenansicht kein Minusgeschäft. Schweden hat sein demografisches Problem über die Flüchtlinge gelöst. Die Deutschen müssen schnell lernen, damit die heimische Wirtschaft nicht schrumpft.
Schwedisches Wachstum
Allen Pessimisten zum Trotz wächst die schwedische Bevölkerung seit Beginn des Aufnahmeprogramms für Flüchtlinge kontinuierlich. Asylsuchende verstärken den schwedischen Arbeitsmarkt und tragen zur Balance zwischen Rentenbeziehern und Beitragszahlern bei. Die Bevölkerung ist seit 1986 von 8.5 auf knapp 10 Millionen angewachsen. Die neuen Schweden sind großteils im arbeitsfähigen Alter und finanzieren mit ihrer Arbeitskraft unter anderem den Erhalt des nationalen Rentensystems.
Fazit
Sie sehen also, dass Deutschland von seinem skandinavischen Nachbarn viel lernen kann. Wichtig ist, dass wir alle hinter den Migrationsplänen der Bundesregierung stehen und rassistischen Vorurteilen bereits im Anfangsstadium energisch Einhalt gebieten. Unser Rentensystem ist mindestens ebenso wie das Schwedische auf Zuzug junger, gut motivierter Flüchtlinge angewiesen.
Voraussetzung ist jedoch, dass niemand die Ankömmlinge als billige Arbeitskräfte missbraucht und dass ihre Präsenz nicht zum Anlass für allgemeine drastische Lohnsenkungen genommen wird.