Der Fachwelt ist der seit Langem an der amerikanischen Princeton-University tätige Ökonom als vielseitiger Wissenschaftler mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten bekannt. Den Nobelpreis erhielt er jetzt vor allem im Zusammenhang mit seinen Arbeiten zu Wohlstand und Armut. Die repräsentieren aber nur einen Ausschnitt.
Lange Wissenschaftslaufbahn mit vielen Seiten
Studiert hat Deaton in England. Dort promovierte er 1974 an der Cambridge University. Später folgte eine Professur für Ökonometrie in Bristol. In den USA verbrachte der heute 69jährige den größten Teil seines wissenschaftlichen Lebens. Seit 35 Jahren lehrt er an der Princeton University, einer der bekanntesten Elite-Universitäten des Landes. Im Verlauf seiner langen wissenschaftlichen Laufbahn hat er viele Felder beackert, unter anderem
- die Theorie des Konsums und Sparens,
- die Messung von Wohlstand und Armut oder
- die Effizienz von Gesundheitssystemen und Entwicklungshilfe.
Lange hat sich der Nobelpreis-Träger mit Konsumentscheidungen befasst. Er untersuchte, wie Konsumenten ihr Geld bei Käufen aufteilen - eine wichtige Frage, um zum Beispiel die Auswirkung von Mehrwertsteuererhöhungen beurteilen zu können. Er beschäftigte sich dabei auch mit dem Konsum in unterschiedlichen Lebensphasen und schuf damit wichtige Verknüpfungen zwischen Mikro- und Makroökonomie. Dabei kam ihm sein ökonometrisches Know How zugute. Es trug maßgeblich dazu bei, die oft sehr theorielastigen makroökonomischen Erklärungsansätze mikroökonomisch zu fundieren, ggf. auch zu relativieren.
Armut und Glück als Forschungsfelder
In den letzten Jahren stand aber die Forschung zu Wohlstand und Armut in Entwicklungsländern im Mittelpunkt seiner Arbeit. Indien diente ihm dabei als bevorzugtes praktisches Forschungsfeld. In dem Schwellenland prallen die Gegensätze von Arm und Reich besonders stark aufeinander. Deaton beschäftigte sich damit, wie man Armut wissenschaftlich greifbar und messbar machen kann. Seine Begründung dafür ist, den Armen auf der Welt könne nur dann geholfen werden, wenn man wisse, wie es ihnen tatsächlich gehe.
Angesichts der weltweiten Migrationsbewegungen hat seine Arbeit in diesem Bereich hohe aktuelle Bedeutung. "Geld allein macht nicht glücklich" - auch diese alte Weisheit ist schon ein Gegenstand von Deatons Forschung gewesen. Seine Erkenntnis lautet: bis zu einem gewissen Grad macht Geld glücklich. In einer gemeinsamen Studie mit seinem Kollegen Daniel Kahneman kam er damals - bezogen auf die USA - allerdings zu dem Schluss, dass ab einem Jahreseinkommen von 75.000 Dollar das subjektive Glücksempfinden nicht mehr steigt, auch wenn mehr Einkommen fließt.
Diese Grenze hat Deaton mit seinem Nobelpreis alleine schon längst überschritten. Er ist mit acht Millionen schwedischen Kronen - umgerechnet 850.000 Euro - dotiert.