Inzwischen hat die US-Wirtschaft ihre tiefe Krise jedoch offensichtlich überwunden und ist auch für Investoren wieder erste Wahl. Von dem neuen wirtschaftlichen Elan in Amerika können auch europäische Anleger profitieren: Der positive Börsentrend in Deutschland wurde maßgeblich durch das Konjunktur-Hoch in Amerika getrieben.
Immobilienaufschwung, industrielle Revitalisierung, Fracking
Der neue Wirtschaftsoptimismus in Amerika fußt auf drei zentralen Themen: den starken US-amerikanischen Immobilienmarkt, die Revitalisierung der industriellen Produktion sowie die "Energierevolution" in den Vereinigten Staaten. Zwar werden die US-Börsen auch durch die immensen Geldmengen getrieben, welche die Fed seit Jahren in den Finanzmarkt pumpt. Aktuell zeigt sich der Aufwärtstrend in jedoch in den realen Wirtschaftsdaten. Anfang letzter Woche wies der S&P/Case-Shiller-Index aus, dass die Preise für Immobilien in 20 US-amerikanischen Ballungsräumen so stark angezogen haben wie seit dem Frühjahr 2006 nicht mehr. Auch der Bausektor gewinnt in Amerika langsam wieder Schwung. Parallel dazu können sich US-amerikanische Verbraucher den Kauf einer Immobilie wieder in größerem Umfang leisten. Der Anteil des Haushaltseinkommens, das für die Tilgung von Darlehen aufgewendet werden muss, ist von rund 14 Prozent zum Beginn der Finanzkrise 2007 auf derzeit etwa zehn Prozent gefallen und erreicht damit den bisher niedrigsten Stand seit 1994.
Der eigentliche Konjunkturfokus liegt allerdings in der "Energierevolution" in Amerika durch das sogenannte Fracking. Die Gewinnung von Schiefergas aus tieferen Gesteinsschichten mittels chemischer wurde in den letzten Jahren drastisch ausgebaut. Aufgrund der explodierenden Fördermengen und neuer hochrentabler Fracking-Technologien hat sich der Gaspreis in Amerika im Vergleich zu Europa mehr als halbiert. Die niedrigen Energiepreise verschaffen den US-Unternehmen insgesamt einen immensen Kostenvorteil und treiben deren Gewinne in die Höhe. Industrie-Investitionen fließen derzeit vor allem in den Bau neuer petrochemischer Fabrikanlagen.
Risiken: Sinkende Kaufkraft der Verbraucher und Energie-Hype
Der weltweite Börsenaufschwung der letzten Woche ist auch im Kontext der Arbeitsmarktentwicklung in Amerika zu sehen, die im April 2013 deutlich besser als erwartet ausgefallen war. Die Arbeitslosenquote ist seit 2011 von neun Prozent auf 7,5 Prozent gesunken, allerdings ist die Zahl der Menschen, die dem Arbeitsmarkt aktiv zur Verfügung stehen, seit dem Beginn der Krise um drei Prozentpunkte auf 63 Prozent gesunken. Im Klartext: Drei Prozent der Arbeitssuchenden hat aufgegeben. Konjunkturrisiken könnten sich mittelfristig aus der im Januar 2013 beschlossenen höheren Steuerbelastung US-amerikanischer Haushalte ergeben, die Einkommensverluste von etwa zwei Prozent und sehr wahrscheinlich auch eine Abschwächung der Konsumausgaben zur Folge hat.
Einige Finanzexperten warnen vor dem Hintergrund des Fracking-Hypes bereits vor einer Überbewertung von Energie-Papieren und empfehlen stattdessen Investitionen in Unternehmen, die unabhängig von der makroökonomischen Entwicklung in Amerika eine gute langfristige Performance zeigen. Generell gilt, dass US-amerikanische Aktien im internationalen Vergleich eher teuer sind, auch historisch wurde dafür fast immer ein "Bewertungsaufschlag" fällig. Aktuell können "die USA" jedoch sehr transparent und kostengünstig über Indexfonds (ETFs) erworben werden. Für einzelne Branchen oder kleinere Werte erweisen sich auch viele klassische Investmentfonds, soweit sie aktiv gemanagt werden, als sehr wettbewerbsfähig.
Auch angesichts des Aufwärtstrends in Amerika sollten Anleger jedoch nicht ausschließlich auf US-amerikanische Werte setzen. In einer stimmigen Vermögensstruktur sind derartige Trend-Papiere, die vor allem Wetten sind, nur als Beimischung empfehlenswert. Gerade hier ist die Zusammenarbeit mit einem wirklich unabhängigen Berater für zukunftsfähige Investitionsentscheidungen von großer Wichtigkeit.