Daten sind ein Wettbewerbsfaktor
Mit über 9.000 Vertretern vor Ort ist die Allianz praktisch flächendeckend in Deutschland präsent. Meist sind ihre Repräsentanten hervorragend lokal vernetzt und kennen ihre Kunden nicht nur aus Verträgen, sondern auch aus persönlichen Kontakten. Im immer härter werdenden Wettbewerb ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Gefahren kommen nicht nur aus der eigenen Branche, sondern zunehmend auch von außen. Denn Datensammler sind in der global vernetzten Welt an vielen Stellen unterwegs. Internet-Riesen wie Google, Amazon oder Facebook bauen ihre Geschäftsmodelle systematisch auf der Erfassung und Analyse von User-Daten auf. Auch für den Einstieg ins Versicherungsgeschäft könnten sich ihnen Ansatzpunkte bieten. Das weiß die Allianz.
Datenanalyse hat strategische Bedeutung
Für das Unternehmen ist es daher von strategischer Bedeutung, sich intensiver mit den eigenen Datenbeständen zu befassen. Das zentrale Rechenzentrum des Konzerns im Keller der Münchner Hauptquartiers im Stadtteil Unterföhring gehört daher zu den wertvollsten Schätzen des Unternehmens. 15 Meter unter Erde werden auf einer Fläche von 10.000 Quadratmeter unzählige Millionen Kundendaten gesammelt und verwaltet. Allerdings handelt es sich um einen Schatz, der noch gehoben werden muss. Denn beim Thema Vernetzung gibt es noch einiges zu tun. Bis vor wenigen Jahren war es nicht möglich, Kundendaten aus verschiedenen Versicherungssparten zusammenzuführen. Jetzt ist das zulässig, wenn der Kunde ausdrücklich zugestimmt hat. Viele Daten lagern außerdem wohl noch dezentral vor Ort, auch hier besteht noch Handlungsbedarf. Aus der Konsolidierung ließe sich ein wesentlich ganzheitlicheres Kundenbild gewinnen - mit vielen Erkenntnissen für weitere Geschäftspotentiale.
Big Data-Strategie im Minenfeld
Die angestrebte stärkere Vernetzung fügt sich in eine schon länger unter dem Schlagwort 'Big Data' bestehende Strategie des Konzerns. Dabei soll es um systematische Datensammlung und -analyse gehen mit dem Ziel, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, Einsparmöglichkeiten zu realisieren und effizientere Entscheidungen zu treffen.
Die Verantwortlichen des Konzerns sind sich darüber im Klaren, dass sie sich auf einem mit Minen verseuchten Feld bewegen. Nicht erst seit dem NSA-Skandal werden hierzulande alle Aktivitäten zur Sammlung, Analyse und Nutzung von personenbezogenen Daten kritisch beobachtet. So wurden Besorgnisse laut, als die Allianz Ende vergangenen Jahres eine Kooperation mit dem US-Konzern IBM bekanntgab.
Das IT-Unternehmen soll künftig als Betreiber für das gesamte Rechenzentren-Netz der Allianz fungieren. Die beeilte sich zu versichern, dass die Daten deutscher Kunden trotz des US-Betreibers auf jeden Fall weiter in Europa bleiben werden. IBM sei lediglich für die technische Seite der Datenverwaltung zuständig. Ob diese Outsourcing-Lösung die Datensammlung sicherer oder anfälliger macht, lässt sich kontrovers diskutieren.