Derzeit sind in Lebensversicherungen rund 850 Milliarden Euro an Kapital angesammelt. Das macht die Bedeutung für die Altersvorsorge unmittelbar klar. Rund 90 Prozent der Policen sind immer noch mit einer Garantieverzinsung ausgestattet, garantieren also den Versicherungskunden eine gewisse Mindestverzinsung. Regulatorische Vorschriften und die Finanzaufsicht sollen überdies dafür sorgen, dass Lebensversicherungen sicher sind. Denn Sicherheit ist bei der Altersvorsorge ein hochgeschätztes Prinzip.
Lebensversicherung - Schutzmaßnahmen in Frage gestellt
Doch die anhaltenden Niedrigzinsen stellen diese Schutzmechanismen für die private Altersvorsorge zunehmend in Frage. Situationen, in denen das geknüpfte Sicherheitsnetz reißt, scheinen nicht mehr ausgeschlossen. Dann würden sich die Lebensversicherungen als Produkte mit hohem Risiko zeigen. Unter den üppigen Garantiezinsen der Vergangenheit stöhnt die Branche schon lange. Nach wie vor haben viele Versicherer etliche Verträge im Bestand, die noch mit den Höchstzinssätzen von vier Prozent aus der Jahrtausendwende ausgestattet sind. Seither wurde der Garantiezins für Lebensversicherungen zwar mehrfach gesenkt und liegt jetzt nur noch bei 1,25 Prozent. Doch dieses Zinsversprechen gilt nur für Neuverträge.
Um die Ansprüche aus den hohen Zinsversprechen der Vergangenheit abzudecken, müssen die Versicherer seit 2011 Zinszusatzreserven bilden. Wenn die Niedrigzinsphase weiter anhält, müssen die Zinszusatzreserven bei den geltenden Regelungen massiv anwachsen, was zu einer erheblichen Belastung bei der Erfüllung der Eigenkapitalstandards im Rahmen der Solvency II-Vorgaben führen wird. Manche Experten sehen die Zinszusatzreserven der Lebensversicherungen in den nächsten Jahren auf mehr als 150 Milliarden Euro steigen.
Schwaches Eigenkapital bedroht Altersvorsorge
Demgegenüber verfügt die Altersvorsorge-Branche nur über eine schwache Eigenkapitalausstattung. Das aggregierte Eigenkapital hat an der versicherungstechnischen Bilanzsumme einen Anteil von gerade mal zwei Prozent. Mancher Versicherungskonzern hat in den letzten Jahren wegen der Regulatorik und der bestehenden Restriktionen sogar Eigenkapital aus seiner Lebensversicherungs-Sparte in andere Geschäftsfelder verlagert. Wenig Eigenkapital ist für jedes Unternehmen ein Risikofaktor, das gilt auch für Lebensversicherungen.
Aus dieser Situation heraus zeigen sich die Versicherer innovativ und entwickeln neue Produkte, wie "Indexpolicen". Der Kunde wird mit Renditechancen in die Produkte gelockt! Die hohen Kosten der Policen sind jedoch auch hier für den Kunden meist gewinnschmälernd. Profitieren wird wohl einzig der Versicherer, denn da hier keine Garantiezinsen anfallen, muss hierfür auch keine Zusatzreserve gebildet werden - und das entlastet die Versicherungsbilanz!
Bei Schieflagen von Versicherern sind die Inhaber von Lebensversicherungen zwar geschützt, denn hier tritt die Sicherungseinrichtung der Branche, die Protektor Lebensversicherungs-AG, ein. Doch die kann letztlich nur dann helfen, wenn einzelne Versicherer in Schieflage geraten. Passiert das der ganzen Branche, dürfte auch der Sicherungsfonds an seine Grenzen kommen.
Prüfen Sie Ihre Verträge auf die zu erwartenden Ablaufleistungen, damit Sie keine Überraschungen erleben - denn die Gefahr für die Altersvorsorge wächst, je länger die EZB ihre Niedrigzinspolitik fortsetzt.