Bei der seit 150 Jahren bestehenden Großbank ist vom einstigen Stolz nicht viel übrig geblieben. Das Haus war in jüngster Vergangenheit in Skandale, wie die Manipulation des Forexmarktes oder des Libor-Satzes, verwickelt. Dazu kam eine in der Schweiz verfolgte Steueraffäre und Ärger mit der britischen Bankenaufsicht wegen dem Verkauf zahlreicher und unnötiger Zahlungsversicherungen an heimische Kunden. Unterm Strich ist die Reputation erheblich beschädigt, des Weiteren verfehlte das Bankhaus mehrfach die angestrebte Kapitalrendite.
Die HSBC - ein von Skandalen erschütterter Gigant
Da die Großbank vor wenigen Tagen eine neue Entlassungswelle ankündigte, werden schon bald weniger Mitarbeiter in der Londoner Hauptgeschäftsstelle arbeiten. Die Beschäftigtenzahl soll insgesamt um 22.000 bis 25.000 Personen reduziert werden, weiteren 25.000 Mitarbeitern droht das aus, sobald die Niederlassungen in Brasilien und der Türkei abgestoßen sind.
Die HSBC setzt damit den geplanten Gesundschrumpfungsprozess fort. Wo einst mehr als 300.000 Menschen ihr Auskommen fanden, bangen mittlerweile nur noch 258.000 Leute um ihren Job. Die Bank will sich zukünftig auf die Geschäfte in den Vereinigten Staaten, in Europa und Asien konzentrieren. Den Briten droht der Gigant mit der Verlegung des Hauptsitzes nach Asien.
Abschied vom Globalbank-Traum
Die Bank hat ihren Hauptsitz seit 1993 in London, allein dort sollen 8.000 von 48.000 Arbeitsplätzen dem Rotstift zum Opfer fallen. Bis 2017 will die HSBC jährlich Personalkosten von 4,4 Millionen Euro einsparen. Die Bank erschloss in der Vergangenheit neue Märkte im Eiltempo, aus dem ehemals auf Asien spezialisierten Bankhaus wurde eine global agierende Großbank. Seit der letzten Finanzkrise ist der Globalbank-Traum für die Entscheidungsträger beendet, seither sind sie mit den Fehlern der Vergangenheit beschäftigt.
Seit 2011 hat sich die HSBC aus über 70 Staaten und Geschäftssektoren verabschiedet, demnächst sollen die Filialen in Südamerika und der Türkei geschlossen werden. Die Bank hat erkannt, dass die Welt sich verändert hat, und will dieser Entwicklung Tribut zollen. Es geht nicht mehr um die totale Präsenz auf allen globalen Märkten. Ohnehin sind Risiken vergleichsweise gering, halten die Regierungen der Welt alle Großbanken doch für "too obig to fail".
Zurück zu den Wurzeln
Das Institut denkt über eine Verlegung des Hauptsitzes nach Asien nach und hat dabei Hongkong oder Singapur im Visier. Die Entscheidung halten Experten für sehr sinnvoll, denn der asiatische Markt ist im Aufstreben und soll in den kommenden zehn Jahren zum globalen Haupthandelsplatz avancieren. In Großbritannien hält die HSBC hingegen nicht mehr viel, hier drohen nur Bankerschelte und weitere Regulierungen.