2008 war das Jahr, in dem Lehman Brothers & Co kollabierten und das weltweite Finanzsystem in eine gefährliche Schieflage geriet. Ausgehend von den USA fraß sich die Finanzkrise rund um den Globus und drohte viele Banken, ja ganze Staaten mit sich zu reißen. Die Weltwirtschaft brach ein, im Euro-Land schlitterten viele Volkswirtschaften in die Rezession, Immobilienblasen platzten und in Südeuropa schien manche Staatspleite nur noch eine Frage der Zeit. Griechenland, Italien, Spanien und Portugal gerieten an den Rand des Abgrunds.
Geldschwemme ungeahnten Ausmaßes
In dieser einmaligen Krisenlage begann der Einstieg der EZB in die lockere Geldpolitik, die bis heute anhält. Lag der EZB-Leitzins 2008 noch bei 4,25 Prozent, sank er binnen Jahresfrist auf ein Prozent. Die Geldflutung sollte dazu dienen, das schwer angeschlagene Bankensystem am Laufen zu halten. Denn die Institute waren - misstrauisch geworden - damals kaum noch bereit, sich untereinander Geld zu leihen. Tatsächlich gelang es, einen Systemzusammenbruch zu vermeiden, und in vielen Ländern erholte sich die Wirtschaft erstaunlich schnell wieder. Die Probleme in Südeuropa, die auch den Euro belasteten, blieben aber.
Der Kurswechsel zum billigen Geld ist dabei nicht einmal die Erfindung von Mario Draghi, mit dessen Namen dies heute gerne verbunden wird. Es war sein Vorgänger Jean-Claude Trichet, der in die Niedrigzinspolitik einstieg. Aber unter Draghi, der 2011 sein Amt antrat, nahm die Geldschwemme ungeahnte Ausmaße an.
Und sie wurde nun verstärkt dazu eingesetzt, der Wirtschaft im Euro-Raum wieder Schwung zu verleihen und einer Deflation entgegenzuwirken. Außerdem sollte wohl auch den hochverschuldeten Ländern der Euro-Zone finanziell Luft verschafft werden. Geldpolitik als Konjunktur-Stimulus und verdeckte Staatsfinanzierung - das ist bis heute umstritten.
Kein Kurswechsel in Sicht
Beirren lassen hat sich Mario Draghi dadurch nicht. Bis März 2016 sank der Leitzins auf Null, wo er bisher verharrt. Bereits 2014 wurden Strafzinsen für Bankeneinlagen bei der EZB eingeführt und schrittweise auf jetzt 0,4 Prozent erhöht. Als das alles nicht die erhoffte Wirkung zeigte, startete man Anfang 2015 das Anleihekaufpogramm, mit dem die EZB monatlich 60 Milliarden Euro in den Markt pumpt. Das sollen zwar ab Januar "nur noch" 30 Milliarden Euro sein, doch gleichzeitig werden die Käufe bis September nochmals verlängert. Ein Ausstieg aus der billigen Geldpolitik ist das nicht.