Während 1996 rund 340 von 2.300 deutschen Unternehmen Tochterfirmen im Ausland und auch Niederlassungen in den Steuerparadiesen unterhielten, waren es 2009 knapp 1.100 von 3.500 Firmen. Eine Steigerung von 325 Prozent. Steuern ist ein wichtiges Thema.
Wie Carolin Holzmann und Thies Büttner, vom Lehrstuhl für Finanzwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, erklärten, seien in erster Linie die osteuropäischen Staaten durch die Senkung der Unternehmenssteuer besonders attraktiv für die Tochterfirmen von deutschen Konzernen geworden.
Unternehmen zieht es in die Niederlande
Holdings finden vor allem in europäischen Standorten wie Luxemburg, Belgien, der Schweiz oder auch den Niederlanden besondere steuerliche Vergünstigungen vor, die denen in den bekannten Steueroasen nicht unähnlich sind. Angeführt wird die Riege von den Niederlanden. Dort gab es im Jahr 2008 827 deutsche Tochterfirmen, darauf folgt Polen mit 543 Niederlassungen, Singapur mit 221, Hongkong mit 202, die Slowakei mit 18, Rumänien mit 166 und schlussendlich auch Irland mit 141 Standorten.
Die Auswertung der Wissenschaftler beruht auf den Daten der Bundesbank. Durch die Analyse wird deutlich, dass die Anzahl an Tochterfirmen in den Steuerparadiesen auch konzernintern gestiegen ist. Während es 1996 durchschnittlich 1,8 Niederlassungen in den bevorzugten Ländern gab, sind es aktuell 2,5.
Dabei hat der Finanzexperte auch die geringe Kapitalausschüttung und die doch eher dünnen Personaldecken in den Tochterfirmen angesprochen, die durchschnittlich auch eine niedrige wirtschaftliche Aktivität vorweisen. Diese Umstände würden den Schluss zulassen, dass die Unternehmen in erster Linie nicht für die Produktion von Waren oder Dienstleistungen vorgesehen sind, sondern als probates Mittel der Steuerplanung des jeweiligen Konzerns.
Unternehmen bevorzugen die interne Verrechnung
Ratlos ist die Finanzwissenschaft jedoch aufgrund einer anderen Entwicklung. Diverse europäische Länder haben in den vergangenen Jahren die tariflichen Belastungen auf die Gewinne der Unternehmen gesenkt und dennoch vermehren sich die deutschen Niederlassungen in den Steueroasen munter weiter.
Das könnte dafür sprechen, dass es die Unternehmen nicht nur aufgrund hoher Steuern ins Ausland zieht. Weitere Faktoren könnten unter anderem konzerninterne Verrechnungsmöglichkeiten von Leistungen und Lieferungen sein, durch die die Gewinne in nicht so massiv besteuerte Länder verschoben werden. Aber auch steuerlich lancierte Finanzierungsmodelle könnten einen Anreiz bieten.
Durch die OECD sollen die Konzerne nun jedoch zu einer höheren Transparenz den Steuerbehörden gegenüber verpflichtet werden. Die Konzerne sollen dann offenlegen, mit welchen Methoden bei der Optimierung der Steuern vorgegangen wird. Die OECD-Finanzminister haben bereits in der vergangenen Woche einen entsprechenden Aktionsplan beschlossen.
Diverse Konzerne sparen mit ihrer komplexen Struktur mit diversen Niederlassungen im Ausland, -durch die Nutzung von Schlupflöchern im Steuergesetz-, Steuern im Milliardenbereich.
Von Büttner und Holzmann wird bestätigt, dass eine wirksame Eindämmung der steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten in den Steuerparadiesen nur mit einem international koordinierten Vorgehen erreicht werden kann. (DR/BHB)