Die jüngste Riester-Statistik des Bundesarbeitsministeriums liefert ein klares Bild: Rentenversicherungen sind unbeliebt, doch Bausparen ist angesagt. Nur wenige Verbraucher haben im zweiten Quartal 2012 eine geförderte Rentenversicherung abgeschlossen. Auf Immobiliendarlehen und Bausparverträge entfielen etwa vier von fünf Riester-Abschlüssen. Davon profitieren die Bausparkassen, denn durch die Eurokrise wird der Wunsch verstärkt, sich ein Eigenheim zuzulegen, oder es zu modernisieren. An ihnen ist die Diskussion um niedrige Riester-Renten ohne bemerkenswerte Abkühlung des Geschäfts vorübergegangen: Es geht beim Bausparen nicht um eine Rente fürs Alter, sondern um eine möglichst günstige Hausfinanzierung schon in ein paar Jahren. Der Riester-Bausparvertrag ist dafür momentan die beste Lösung.
Bausparer sichern sich für ihre künftige Hausfinanzierung je nach Tarif ein Darlehen, das ein Zinssatz von 2,75 bis 4,25 Prozent hat. Dieser Zinssatz ist garantiert, auch wenn das Darlehen erst in sieben oder in zehn Jahren benötigt wird. Unter den Finanzprodukten bietet nur der Bausparvertrag eine solche Sicherheit.
Spart jemand sein Eigenkapital auf andere Weise an, braucht er nicht damit zu rechnen, auch in Zukunft noch ein Bankdarlehen zu den niedrigen Zinsen von heute zu bekommen. Es wäre eine reine Glückssache. Natürlich hat das günstige Bauspardarlehen seinen Preis. Vorher müssen die Kunden mindestens 30 Prozent, eher 50 Prozent der zuvor vereinbarten Bausumme ansparen und darüber hinaus eine bestimmte Bewertungszahl erreichen. Erst wenn das geschehen ist, dürfen sie sowohl das Guthaben, als auch das Bauspardarlehen für ihre Hausfinanzierung entgegennehmen.
Von den Einzahlungen werden eine Abschlussgebühr und häufig auch jährliche Kontogebühren abgezogen. Bausparer müssen sich darüber hinaus mit niedrigen Sparzinsen von 0,5 bis 1,5 Prozent zufrieden geben. Zurzeit hält sich der Zinsnachteil aber in Grenzen. Banken garantieren kein günstiges Darlehen und zahlen auch nicht viel mehr Zinsen.
Die Chancen stehen für Bausparer nicht schlecht, wenn es darum geht, ihren Zinsverlust in der Sparphase durch günstige Darlehenszinsen während der Finanzierung wieder auszugleichen. In Gänze betrachtet bringen schon kleine Zinsanstiege einen deutlichen Vorteil.
Finanztest hat anhand von vier Modellkunden, die ihr Eigenheim in 7 bis 15 Jahren kaufen oder bauen wollen, die Bausparkassen mit den besten Angeboten ermittelt. Die Bausparkasse Wüstenrot war mit ihrem Tarif RB/FX gleich dreimal Testsieger und lag deshalb insgesamt vorn. Zuvor hatte Wüstenrot die Experten von Finanztest bereits im Test der Bausparberatung überzeugt. Ab einer Bausparsumme von 50 000 Euro gibt es den Siegertarif. Für kleinere Sparbeiträge sind auch die Aachener Bausparkasse mit dem Tarif G und die Alte Leipziger mit dem Tarif easy finanz Riester als gute Alternativen zu empfehlen. Die Aachener bietet einen besonderen Pluspunkt: Wenn der Bausparer auf das Darlehen verzichtet, wird der Guthabenzins rückwirkend auf 2,5 Prozent erhöht. Es bleibt, nachdem die Abschlussgebühr abgezogen wurde, eine Rendite von 2 Prozent übrig.
Konventionelle Verträge sind den Riester-Bausparverträgen klar unterlegen. Die Top-Tarife im Test sind ähnlich gut wie die ungeförderten Bauspartarife, doch zusätzlich profitieren die Kunden hier von mehreren Tausend Euro Förderung. Riester-Sparer mit zwei Kindern erhalten beispielsweise Zulagen von 524 bis 754 Euro pro Jahr, wobei sich die Höhe nach dem jeweiligen Alter der Kinder richtet. Darüber hinaus können Kunden mit einem guten Einkommen auch Steuervorteile erwarten. Bausparer erhalten durch die staatliche Förderung am Ende mehr Geld als bei einem Vertrag, der nicht gefördert wird. In ihrer Baufinanzierung benötigen sie dann einen kleineren Kredit, den sie schneller tilgen können und der weniger Zinslast abverlangt. Das Dicke Plus bleibt insgesamt bestehen, auch wenn das Finanzamt im Rentenalter die geförderten Beträge besteuert. Sogar Bausparkassen werben mit der staatlichen Förderung. Viele wollen sich einem unabhängigen Vergleich jedoch nicht stellen.
Finanztest erhielt von der Hälfte der Bausparkassen nicht die benötigten Daten. Darunter befanden sich auch mehr als die Hälfte der öffentlichen Landesbausparkassen. Man könnte vermuten, dass sie ihre Tarife als nicht optimal ansehen. Im vorhergehenden Test hatten die LBS Nord und die LBS Hessen-Thüringen nämlich nur die hinteren Plätze belegt.
Laut der Deutschen Bank Bausparkasse sei ihr eigener Tarif kaum mit denen der anderen Institute vergleichbar – und tatsächlich ist ein deutlicher Unterschied feststellbar: Als Abschlussgebühr wird ein Betrag fällig, der 3 Prozent der Bausparsumme entspricht und damit dreimal so hoch ist, wie der der übrigen Mitbewerber. (LB/BHB)