Noch vor Kurzem krisengeschüttelt
Noch im Jahre 2009 musste das Land eine schwere wirtschaftliche Krise durchmachen. Um 18 Prozent ging die Wirtschaftsleistung damals zurück und die Arbeitslosigkeit schnellte auf 20 Prozent hoch. Hinzu kam ein Staatsdefizit in Höhe von 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - deutlich zu viel, um in die europäische Währungsunion eintreten zu können. Damals musste das Land sogar finanzielle Hilfen in Höhe von 7,5 Mrd. Euro durch EU und IWF in Anspruch nehmen. Trotzdem widerstand Lettland der Versuchung, über eine Abwertung seiner Währung Lats die Wirtschaft anzukurbeln. Das feste Wechselkursverhältnis zum Euro wurde beibehalten.
Trendwende geschafft
Mittlerweile haben sich die Anstrengungen der Regierung zur Sanierung ausgezahlt. Innerhalb von nur drei Jahren hat sich die wirtschaftliche Lage völlig verändert. In diesem Jahr wird mit einem Wirtschaftswachstum von 4 Prozent gerechnet, dem höchsten in der EU. Lettland verdankt diesen Umschwung vor allem seinem dynamischen Export. Auch der Staat hat gespart. Das Haushaltsdefizit liegt bei nur noch 1,4 Prozent und die Staatsschuld beträgt 42 Prozent der Wirtschaftsleistung - im EU-Vergleich ein moderater Wert.
Europäische Währungsunion: Kriterien erfüllt
Die Ratingagentur Standard & Poors sieht die weiteren Perspektiven denn auch positiv. Lettische Staatsanleihen wurden auf BBB+ hochgestuft und liegen damit deutlich über Ramschniveau. Auch die lettischen Banken erweisen sich als recht stabil und verfügen im europäischen Vergleich über eine überdurchschnittliche Eigenkapitalausstattung. Der Bankensektor ist außerdem relativ klein. Skeptischer hatte sich zunächst die EZB bezüglich einer Aufnahme in die europäische Währungsunion gezeigt. Sie äußerte Bedenken wegen der hohen Abhängigkeit lettischer Banken von Auslandseinlagen und der stark schwankenden Inflationsrate.
Letten sind kritisch
Nachdem die europäische Währungsunion lange als nur schwer erreichbares Ziel galt, muss die Regierung jetzt Überzeugungsarbeit bei den Letten für den Beitritt leisten. Umfragen zufolge sind nur 40 Prozent der Bevölkerung für die europäische Währungsunion. Die Eurokrise hat hier spürbare Auswirkungen hinterlassen. Dennoch dürften die Vorteile überwiegen. Die Regierung hofft auf niedrigere Zinsen, mehr Auslandsinvestitionen und einen weiteren Schub für den Export des Landes.