Der schlechte Ruf der Hochhäuser
In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren Hochhäuser in erster Linie dem sozialen Wohnungsbau zuzuordnen, der Trend zur Höhe hatte vor allem finanzielle Gründe. Bei der Bevölkerung kamen die Wohnsilos weniger gut an, sie galten als soziale Brennpunkte und boten ein kaum erlebenswertes Ambiente. In erster Linie Senioren und Familien mit Kindern mieden die Hochhäuser der ersten Stunde, weil sich dort bei Notfällen kaum Hilfe anbot. Die jüngste Vergangenheit hat jedoch viel an den Wahrnehmungen der Menschen geändert.
Neue Hochhäuser setzen städtebauliche Akzente
Ein praktisches Beispiel für den Sinneswandel ist der Marco-Polo-Tower in der Hansestadt Hamburg. Der Wohnturm ist mit seinen 16 Etagen und 55 Metern Höhe ein neues Wahrzeichen der Hafencity. Das Design geht weit über den Baustil des sozialen Wohnungsbaus hinaus, statt von schachtelförmigem Einerlei ist die Formgebung von elegantem Schwung geprägt. Das einer Skulptur gleichkommende Gebäude zeigt spiralförmige Drehungen um die Mittelachse und nach oben größer werdende Stockwerke. Solche Architekturen sprechen eher vermögende Zeitgenossen an, in der Hafencity müssen für einen Quadratmeter circa 11.000 Euro bezahlt werden.
Wohnraum für Wohlhabende
Der Hamburger Tower ist kein Einzelfall, der neue Architekturtrend ist in der ganzen Bundesrepublik registrierbar. Hochhäuser sind nicht mehr die Optionen für minderbemittelte Bürger, sondern sprechen mit ihren Möglichkeiten vermehrt die gut verdienenden Menschen in der Gesellschaft an. Diese Bevölkerungsgruppe fokussiert in erster Linie auf die oberen Stockwerke der Hochhäuser, sie streben die Penthouses an und versprechen sich dabei grüne Dach-Terrassen und ländliche Ruhe. Die Hochhäuser der neuen Generation stehen nicht mehr in der Peripherie, sondern fügen sich geschickt in die zentrale Stadtlandschaft ein.