Die Honorarberatung hat die britische Finanzberatung auf Provisionsbasis abgelöst
Seit der Finanzkrise macht sich ein zunehmender Vertrauensverlust der Kunden gegenüber Bankmitarbeitern im Segment Finanzberatung bemerkbar. Die britische Regierung reagierte mit einschneidenden Verordnungen, die eine zukünftige Beratung auf Provisionsbasis verbietet. Interessenten einer Finanzberatung müssen diese ab sofort in Form eines Honorars und direkt an den Berater bezahlen. Gleichzeitig wurden die Ausbildungsstandards für in der Honorarberatung tätige Personen deutlich erhöht. Die sicher gut gemeinten Veränderungen haben mittlerweile unübersehbare Spuren in der Bankenwelt Groß Britanniens hinterlassen, die Anzahl der Finanzberater sank um 40 Prozent. Die Banken verlieren zunehmend das Interesse an einer Beratung "normaler" Kunden und planen einen Rückzug aus der klassischen Anlageberatung.
Durch die britische Erfahrung wird die Abhängigkeit des Bankensystems von einer Beratung auf Provisionsbasis deutlich. Ähnlich wie in Großbritannien wurden auch in Deutschland die Ausbildungsanforderungen für die Finanzberatung erhöht und die Honorarberatung vom Gesetzgeber aufgewertet. Deutsche Bankinstitute regulierten die Finanzberatung ihrer Kunden nahezu ausnahmslos auf Provisionsbasis. Im Jahr 2006 verwies der Bundesgerichtshof auf die Unsicherheit des Systems, das den Interessenskonflikt der Berater schon vorprogrammiert, und ordnete die Offenlegung der von Banken gezahlten Provisionen an.
Die Honorarberatung als kundenfreundliche Alternative
Eine Finanzberatung auf Honorarbasis ist eine vertrauensbildende Maßnahme, wenn die Kunden sich vom alten Aberglauben der kostenlosen Beratung verabschieden. In der Tat bekamen die Anleger nie die Kosten einer Beratung zu spüren, da diese immer in der Provision unterging, über die auch niemand sprechen wollte. Die Honorarberatung kann als das ehrlichere Modell der Finanzberatung gewertet werden, da die Berater durch ausreichende Stundensätze sich ausschließlich auf die Kundeninteressen konzentrieren können. In vielen Fällen können Anleger durch die festgelegten Honorare sogar billiger fahren als durch eine Provisionszahlung.
Zumindest müssen sie nicht mehr befürchten, von provisionsabhängigen Beratern zweifelhafte Produkte angedreht zu bekommen. Warum sich die Politik nicht konsequenter dem britischen Vorstoß in puncto Honorarberatung anschließt, bleibt ein Rätsel. Den Sparern gehen Jahr für Jahr hohe Milliardenbeträge durch ungenügende oder gar falsche Beratung verloren.