Zertifikate-Handel: Geld scheffeln mit Klimaschutz

Eigentlich war der Gedanke gut: im 1997 beschlossenen Kyoto-Protokoll wurden marktwirtschaftliche Mechanismen zur Verwirklichung von Klimaschutz-Zielen installiert. Damit sollte der weltweite Prozess zur Reduzierung von CO2-Emissionen und von Treibhausgasen effizienter gesteuert werden.


Klimaschutz

Unter anderem wurden dazu Emissions-Zertifikate eingeführt. Doch bei der Umsetzung der Idee gibt es offenbar erheblichen Missbrauch. Das Ergebnis ist das Gegenteil dessen, was ursprünglich beabsichtigt war. Das geht aus einer Studie des Stockholm Environment Institute hervor, die im Auftrag der Regierungen Finnlands, Österreichs und der Schweiz die Wirksamkeit der Klimaschutz-Zertifikate untersucht hat.

Klimazertifikate - so sollen sie funktionieren 

Anstoß wurde vor allem an dem Umgang mit Zertifikaten im Rahmen der sogenannten Joint Implementation genommen. Dabei geht es um die gemeinsame Umsetzung von Klimaschutz-Zielen zwischen Industrieländern. Das Instrument der Zertifikate basiert auf der Überlegung, dass es unerheblich ist, wo auf der Erde ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird. Hauptsache ist, dass unter dem Strich überhaupt ein Zusatznutzen für das Klima entsteht. Oft ist es in Ländern, die schon viel für die Emissionsreduktion getan haben, überproportional aufwändig, noch zusätzliche Klimaeffekte zu erzielen. In anderen Staaten kann dagegen mit den gleichen Kosten ein sehr viel größerer Beitrag erreicht werden.

Wenn in diesen Ländern Klimaprojekte realisiert werden, können dafür Zertifikate ausgestellt und verkauft werden, die woanders auf die Klimaschutzziele angerechnet werden dürfen. Damit das im Sinne der Erfinder funktioniert, muss es sich um Projekte handeln, die auf Dauer angelegt sind und sonst so nicht realisiert worden wären. 

Missbrauch in Russland und der Ukraine 

Genau daran hapert es aber in der Praxis. Die Forscher aus Stockholm haben vor allem in Russland und der Ukraine in den vergangen Jahren ausgeprägtes Fehlverhalten festgestellt. Beide Länder hatten in einem Ausmaß Zertifikatsrechte zugeteilt bekommen, das sie nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs und dem folgenden Zusammenbruch ihrer Industrien gar nicht benötigten. Sie konnten diese Zertifikate anschließend verkaufen, ohne dafür überhaupt emissionseinsparende Maßnahmen vornehmen zu müssen. Darüber hinaus wurden wohl auch Emissionen teilweise künstlich in die Höhe getrieben, um anschließend Einsparungen zu dokumentieren und dafür Zertifikate ausstellen zu können. Der Zertfikate-Handel wurde für diese Länder zu einem einträglichen Geschäft - quasi eine Gelddruckmaschine. 

Nach vorsichtigen Schätzungen der Forscher ist dadurch weltweit sogar der Treibhausausstoß um insgesamt 600 Millionen Tonnen gestiegen. Denn die Erwerber der Zertifikate konnten ihre Klimaschutz-Kontingente dadurch entsprechend überschreiten. Auf das EU-Handelssystem entfallen davon alleine rund zwei Drittel, also 400 Millionen Tonnen.

Fazit: es bleibt noch einiges zu tun, bis Klimaschutz-Zertifikate wirklich das erreichen, was sie sollen.


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