Nicht wenige Menschen stellen daher infrage, dass Wachstum das viel gepriesene Allheilmittel der Weltkonjunktur sein soll. Allein die Notenbanken halten am klassischen Dogma fest und wollen die globale Wirtschaft mit ständig ungewöhnlicher werdenden Maßnahmen festigen. Wer sich jedoch halbwegs mit der Funktionsweise des Geldsystems beschäftigt hat, weiß, dass es alle paar Jahrzehnte an einen Punkt kommt, an dem der Druck auf die Resettaste die einzig mögliche Option bleibt. Das ist jedoch nicht Gegenstand des folgenden Beitrags, wir schauen uns vielmehr an, wie die führenden Industriestaaten den Wachstumsprozess beschleunigen wollen.
Angst vor ungenügendem Wachstum
Die Vereinigten Staaten stehen ganz besonders im Fokus globaler Anleger, denn sie gelten immer noch als treibende Kraft bei der Weltkonjunktur. Doch fallen dort die Wachstumsraten mit aktuell 2.3 Prozent noch bescheidener aus als im Vorjahr. Obgleich sich die Lage auf dem US-amerikanischen Arbeitsmarkt etwas entspannt hat, ergreift die Bevölkerung zunehmender Pessimismus, denn es ist letztendlich der hochgepuschte Dollar, der steigenden Exportraten im Weg steht.
Dass die schwache Konjunktur ihren politischen Preis fordert, wird bei den derzeit stattfindenden Vorwahlen deutlich, hier profiliert sich aktuell ein Kandidat mit radikalen Thesen. Die US-Regierung gibt sich indes fantasielos und verweist auf die momentan billige Energie als Wachstumsimpuls.
Immer weniger Nachfrage nach Billigprodukten
China versorgte die Welt über viele Jahre mit bestechend preiswerten Produkten und konnte damit die Weltkonjunktur lange beflügeln. Doch nun besitzen die meisten Haushalte mehr als einen Fernseher, verfügen über mehrere Computer und oft über mehr als ein Auto. Woher soll das Wachstum denn kommen, wenn die Verbraucher zunehmend satt oder von schwindender Kaufkraft bedroht sind? China steht vor enormen Herausforderungen, die Prognose für 2016 lautet maximal sieben Prozent Wirtschaftswachstum und Moody's hat die Aussichten der Asiaten eben erst als negativ eingestuft.
Europa steht vor Veränderungen
Deutschland war bislang ein wichtiger Motor für die Weltkonjunktur, doch auch die Bundesrepublik stößt an natürliche Grenzen, die für Wachstum aus mathematischer Sicht gelten müssen. Gleichzeitig isoliert sich Deutschland aufgrund einer offenen Einwanderungspolitik von bislang verlässlichen Kunden. Statt in Russland einen Partner mit enormem Aufnahmepotenzial zu sehen, vergrault die Republik im Konsens mit der EU einmal mehr den Nachbarn im Osten.
Auf die Frage, wie die Weltkonjunktur denn wieder angeworfen werden soll, hat die Bundesregierung ebenso wenig eine Antwort wie die Verantwortlichen der anderen EU-Mitgliedsstaaten. Zur Beruhigung der Bürger setzen sie wie bisher auf Wachstum, bekämpfen damit vergeblich Symptome, ohne sich jedoch der Wurzel allen Übels zuzuwenden. Bei dieser oberflächlichen und falschen Therapie riskieren die Politiker ebenso wie die Zentralbanken erhebliche Verwerfungen in allen wirtschaftlichen und sozialen Bereichen Europas. Es bleibt für uns alle die Frage offen, ob dies vielleicht sogar beabsichtigt ist.