Wie konnte das passieren? German Pellets Insolvenz

Als im Februar der Öko-Brennstoffhersteller German Pellets Insolvenz anmelden musste, bedeutete dies für Anleihe- und Genussrechtsinhaber des Unternehmens ein böses Erwachen. Hatte die Wismarer Firma doch lange mit überdurchschnittlichen Renditen und zuverlässiger Zahlungsbedienung geworben. Nach und nach zeichnen sich die Insolvenz-Ursachen ab.


German Pellets

Rund 250 Millionen Euro hat German Pellets eingesammelt - den größten Teil davon in Form von Anleihen, einen geringeren Betrag durch Ausgabe von Genussrechten. Mehr als 10.000 Kapitalgeber vertrauten dem Unternehmen Geld an. Zinsversprechen von über sieben Prozent bedeuteten angesichts anhaltender Niedrigzinsen eine große Verlockung, zudem konnte man beim Investment das positive Gefühl haben, sich für Nachhaltigkeit und erneuerbare Ressourcen zu engagieren. Etliche Jahre ging das gut.

Aber spätestens im Januar war es mit der Ruhe vorbei, als German Pellets Gläubigern die Verlängerung einer Anleihe vorschlug, die eigentlich zum 1. April fällig gewesen wäre. Gleichzeitig sollte der Zinssatz von 7,25 Prozent auf 5,25 Prozent herabgesetzt werden. Als die Gläubiger dies ablehnten, folgte der Gang zum Insolvenzgericht. 

Undurchsichtiges Firmen-Konglomerat 

Was seitdem über German Pellets ans Licht gekommen ist, macht den Gläubigern wenig Hoffnung, viel von ihrem Geld wieder zu sehen. Ein Großteil des investierten Kapitals muss wohl abgeschrieben werden. Offenbar liefen die Geschäfte des Öko-Brennstoffherstellers schon länger schlecht. Die Umsätze aus der Pellet-Produktion gingen zwischen 2012 und 2014 um über elf Prozent zurück. Gleichzeitig engagierte sich das Unternehmen in kostspieligen Großprojekten - zum Beispiel der Errichtung von zwei Pellet-Werken in den USA. Die zunehmend angespannte Ertrags- und Liquiditätssituation wurde dabei vermutlich systematisch verschleiert. 

Möglich war dies durch ein komplexes Firmengeflecht. Unter dem Dach der German Pellets GmbH als zentraler Kapitalsammelstelle agierten rund drei Dutzend Töchter, Joint Ventures und Beteiligungsunternehmen. Das Konglomerat wurde durch die beiden Alleininhaber der Firmengruppe - das Ehepaar Leibold - gesteuert, die sich bei ihren Aktivitäten nicht in die Karten schauen ließen. Soweit erkennbar, kam es zu umfangreichen Geldverschiebungen zwischen den einzelnen Firmen - möglicherweise um Umsätze vorzutäuschen, die gar nicht existierten, oder auch, um Erträge und Kapital zu transferieren. 

Gläubiger in schwieriger Lage 

Rund 160 Millionen Euro wurden dabei an juristische Personen (Stiftungen, Holdings, Unternehmen usw.) außerhalb der eigentlichen Firmengruppe weitergeleitet, die unter Kontrolle der beiden Eheleute stehen. Es gibt noch erheblichen Ermittlungsbedarf, auch inwieweit illegale Transaktionen im Spiel waren. Gläubiger müssen wohl erst einmal auf die Bedienung ihrer Forderungen warten, zumal die Insolvenzverwalterin prioritär die Unternehmensfortführung betreibt. Anleihe-Inhaber haben vielleicht Chancen, einen geringeren Teil ihres Geldes wieder zu bekommen. Genussrechts-Inhaber haften dagegen für die Insolvenz mit.


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