Das nach Bilanzsumme fünftgrößte, nach Mitarbeitern viertgrößte Geldhaus hierzulande gehört zur italienischen Unicredit-Gruppe. Der Name "Hypo-Vereinsbank" - einst aus der Verbindung von "Bayerischer Vereinsbank" und "Bayerischer Hypotheken- und Wechselbank" entstanden - ist nur noch eine Marke, offiziell heißt die deutsche Unicredit-Tochter "Unicredit Bank AG". Das italienische Mutterhaus ist einer der größten Player am dortigen Bankenmarkt - und Teil der aktuellen Probleme bei unserem südlichen Nachbarn.
Unicredit braucht dringend frisches Geld
Insgesamt 360 Milliarden Euro faule Kredite sollen Italiens Banken angehäuft haben. Das entspricht rund 20 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Mehr als ein Fünftel davon - absolut circa 80 Milliarden Euro - entfallen auf die Unicredit-Gruppe. Wie prekär die Lage dort ist, zeigt die Tatsache, dass es jetzt zu einem abrupten Wechsel an der Führungsspitze gekommen ist. Jean-Pierre Mustier hat Federico Ghizzoni abgelöst. Er steht vor keiner leichten Aufgabe.
Er muss schnell frisches Kapital auftreiben, die Bilanz wieder in Ordnung bringen und die Unicredit-Gruppe neu ausrichten. Kurzfristig werden bis zu 10 Milliarden Euro benötigt, um die faulen Kredite zu bereinigen. Woher die kommen sollen, ist einstweilen unklar. Vorgänger Ghizzoni war mit einem strikten Sparprogramm bei den Aktionären durchgefallen. Die Chancen, frisches Geld am Kapitalmarkt zu besorgen, stehen mehr als schlecht. Allein seit dem Brexit hat die Unicredit-Aktie ein Drittel ihres Wertes verloren, aufs letzte Jahr gesehen sogar zwei Drittel.
Italiens Regierung würde den angeschlagenen Banken gerne zur Hilfe kommen. Dem stehen aber die europäischen Regeln zur Bankensanierung im Wege. Derzeit wird intensiv um Lösungen gerungen; wie das Ergebnis aussieht, ist unklar. Bleibt noch der Verkauf von Beteiligungen. Schon hat der Unicredit-Vorstand beschlossen, einen Zehn-Prozent-Anteil an der Onlinebroker-Tochter Fineco Bank aufzugeben - nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Hypo-Vereinsbank - wohl kein Verkauf, aber straffe Zügel
Und ein Verkauf der Hypo-Vereinsbank? Der dürfte wohl erst einmal nicht auf der Agenda stehen. Denn einstweilen steht die deutsche Unicredit-Tochter für vergleichsweise gute Erträge. Sie ist sozusagen das Juwel unter den Auslandstöchtern, von dem man sich nur im äußersten Notfall trennen dürfte. Doch die Rahmenbedingungen für die Münchner könnten ungemütlicher werden. Bisher erfreut sich die Hypo-Vereinsbank einer recht großen Eigenständigkeit. Die Zügel könnten nun straffer angezogen werden. Dafür steht schon der neue Chef. Mustier ist für militärische Denkweise und Tonart bekannt. Danach sind Befehl und Gehorsam angesagt.