Spätestens seit den TTIP-Protesten ist der weltweite Freihandel verstärkt in den Fokus derer geraten, die sich durch die Globalisierung abgehängt fühlen. Wenn Konzerne ihre Arbeitsplätze aus Kostengründen ins Ausland verlegen und der Binnen-Arbeitsmarkt unter Druck gerät, neigen politische Eliten dazu, sich in Protektionismus zu üben. Mit Zöllen, Subventionen und Kontingenten wird gegen die Globalisierung angekämpft, wie einst Don Quijote gegen die berühmten Windmühlen - die Ursachen für die Probleme liegen jedoch woanders.
Statistiken belegen: Arbeitslosenquote sinkt durch Globalisierung
Gabriel Felbermayr, Ökonom am ifo-Institut, stellte mit seinen Kollegen bereits im Jahr 2011 eine Studie, die rund 20 Jahre der Entwicklung von 100 Industrie-, Entwicklungs- und Schwellenländern umfasste, zur Auswirkung eines steigenden Außenhandels an. Die Ergebnisse bestätigten die von David Ricardo aufgestellte These, dass mit wachsendem Außenhandel die Arbeitslosigkeit zurückgehen würde: Steigt der Anteil der Im- und Exporte an der Gesamtwirtschaftsleistung um zehn Prozentpunkte, sinkt die Arbeitslosenquote im Durchschnitt um 0,75 Prozentpunkte. Erstaunlicherweise entstehen offenbar mehr Stellen als durch die Globalisierung vernichtet werden.
Einen weiteren Beleg lieferte die Deutsche Bank mit einer Untersuchung der Auswirkungen des 2011 abgeschlossenen Freihandelsabkommens zwischen der EU und Südkorea: Bis zum ersten Halbjahr 2015 konnten die deutschen Exporte im Vergleich zu 2011 um rund 51 Prozentpunkte ausgebaut werden. Aber es gibt auch Schattenseiten, das ist unbestritten.
Warnungen von Top-Ökonomen ignoriert - Politik gefordert
Die Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman und Paul Samuelson mahnten bereits vor über zehn Jahren eine Drosselung der Geschwindigkeit der Globalisierung an, um die daraus resultierenden Belastungen besser aufteilen zu können. Vor allem aber kritisierten sie die Kommunikation, die faktisch jeden zum Gewinner dieser Entwicklung deklarierte. Insbesondere die Arbeiterschaft in den USA hätten hier leidvolle Erfahrungen gemacht, die dem Protektionismus Tür und Tor öffnet. Davor warnen Krugman und Samuelson ausdrücklich, fordern aber gleichzeitig effektive Unterstützungsmaßnahmen wie beispielsweise Qualifizierung oder finanziellen Ausgleich ein.
Insbesondere die Schönrechnerei, die von der politischen Elite nach einer langen Zeit des Schweigens zur Begründung der Freihandelsabkommen genutzt wurde, sei hier nicht zielführend. Im Gegenteil, man müsse Ängste ernst nehmen, Verlierer klar benennen und die Vorteile aufzeigen: Preiswerte Elektrogeräte und Textilien gehören ebenso dazu wie deutlich größere Marktchancen, die sich für gut aufgestellte Unternehmen eröffnen. Unter dem Strich handelt es sich also um eine Erfolgsgeschichte, die von den politischen Eliten mangelhaft begleitet und kommuniziert wird.