Ein dynamisch wachsender Markt
Tatsächlich haben die klassischen Banken Konkurrenz von anderen Akteuren am Markt erhalten. Investmentgesellschaften, Vermögensverwalter, private Kreditfonds und Crowdfunding-Plattformen tummeln sich mittlerweile ebenfalls im Kreditgeschäft. In den USA soll inzwischen mehr als die Hälfte der Kreditvergaben über diesen Kanal erfolgen, in Europa ist der Anteil noch geringer. Gut ein Viertel der Kredite kommt hier von Schattenbanken - Tendenz steigend.
Wie konnte es zu diesem Boom kommen? Die Erklärung ist relativ einfach. Bei den Schattenbanken gibt es Kredite oft wesentlich einfacher, schneller und günstiger als bei einer Bank. Das ist vor allem durch die fehlende Regulierung möglich. Während eine normale Bank einer strengen Aufsicht unterliegt und in ihrem Geschäft eine Vielzahl von Regeln zu beachten hat, gilt dies für Schattenbanken nicht. So muss eine klassische Bank eine vorgeschriebene Mindest-Eigenkapitalausstattung vorweisen und darf Kredite nur in bestimmten Grenzen und nach gewissen Kriterien vergeben.
Impulse durch Niedrigzinsen und Bankenregulierung
In Reaktion auf die Finanzkrise ist die Bankenregulierung in den letzten Jahren nochmals verschärft worden. Nachdem etliche Banken ins Trudeln geraten waren, wollte man mit strengeren Regeln die Stabilität des Bankensystems erhöhen. In der Folge wurde es für Kreditnehmer schwieriger und teurer, sich bei einer Bank Geld zu leihen.
Schattenbanken konnten sich daher über einen regen Zulauf freuen. Auf der anderen Seite erhielten sie auch Zustrom von Anlegern. Denn in Zeiten dauernder Niedrigzinsen sucht privates Anlagekapital nach lohnenderen Alternativen. Den versprechen Schattenbanken, denn dank fehlender Regulierung sind sie wesentlich kostengünstiger und können aufgrund ihrer Geschäftsmodelle deutlich bessere Renditeperspektiven bieten. Das beste Beispiel sind sogenannte Peer-to-Peer-Kreditplattformen, die ein großes Wachstum verzeichnen.
Zunehmende Risiken für das Finanzsystem
Der Erfolg der Schattenbanken fördert einerseits den Wettbewerb, andererseits bedeutet er aber auch eine große Gefahr. Denn mit zunehmender Marktbedeutung würde ein Crash unter Umständen verheerende Folgen für das Finanzsystem haben. Wurden die klassischen Banken vor allem wegen ihrer Systemrelevanz nach der Finanzkrise stärker reguliert und beaufsichtigt, hat man bei Schattenbanken bislang darauf verzichtet. Hier ist Kontrolle wegen der Vielgestaltigkeit der Akteure auch erheblich schwieriger.
Eins steht jedenfalls fest: systemrelevant sind die Schattenbanken in ihrer Gesamtheit längst. Es ist höchste Zeit, sie stärker in den Blick zu nehmen.
