Dort hatte die Regierung im November kurzerhand die umlaufenden 500- und 1000-Rupienscheine für ungültig erklärt. Betroffen waren rund 85 Prozent des Bargeldbestandes. Genau genommen handelte es sich bei der überraschenden Aktion nicht um eine Abschaffung, sondern um einen Umtausch. Da die Maßnahme die indische Bevölkerung aber unvorbereitet traf, wirkte sie kurzzeitig so, als ob das Bargeld abgeschafft worden wäre.
Wirtschaft kurzzeitig im Schockzustand
Mit der Ungültigerklärung wollte die indische Regierung etwas gegen grassierende Korruption und ausufernde Schattenwirtschaft tun. Da Transaktionen hier bevorzugt bar abgewickelt werden und die alten 500- und 1000-Rupienscheine dabei gerne eingesetzt wurden, glaubte man, mit der Schein-Abschaffung einen wichtigen Schritt zu gehen. Bei der Ausgabe der neuen Scheine wurden auch die Personalien der Empfänger registriert.
Die Maßnahme wirkte allerdings zunächst wie ein Schock und stürzte das Land einige Tage ins völlige Chaos. Da nur relativ wenige Inder über Kredit- bzw. Bankkarten verfügen, wurde ein Großteil der Bevölkerung kurzzeitig "zahlungsunfähig". Vor den Banken bildeten sich lange Schlangen und die Wirtschaft geriet ziemlich aus dem Tritt. Mittlerweile hat sich die Lage wieder etwas beruhigt. Ob die Abschaffung der Scheine den erwünschten Effekt hat, wird sich allerdings noch zeigen.
Die Motive für Bargeld-Abschaffung
Auch hierzulande wird die Abschaffung bzw. Einschränkung von Bargeld gerne mit Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegalen Transaktionen begründet. Andere wichtige - aber nicht so offen deklarierte - Motive sind mehr Steuertransparenz und die Verbesserung der Wirksamkeit geldpolitischer Maßnahmen. Das Beispiel Indien zeigt jedenfalls, wie sehr das Funktionieren einer Wirtschaft nach wie vor auf Bargeld angewiesen ist und dass eine plötzliche Abschaffung auch unerwünschte Folgen hat.