Telemedizin - neues Schlagwort im Internetzeitalter
Bisher gehört die persönliche Vorstellung beim Arzt immer noch zum Standardablauf jeder Behandlung. Wer in der Stadt wohnt, wo eine Arzt gut erreichbar ist, für den mag das noch vergleichsweise einfach sein. Auf dem Lande, wo Hausärzte inzwischen oft Mangelware sind, fällt das schon deutlich schwerer. Nicht jeder Besuch beim Arzt wäre zwingend erforderlich, wenn es andere Möglichkeiten der Behandlung gäbe.
Und viele Behandlungen wären einfacher, wenn Patientendaten besser verfügbar wären. Das Internetzeitalter hat grundsätzlich die technischen Voraussetzungen geschaffen, um hier Prozess-Verbesserungen zu ermöglichen. Das Stichwort dafür lautet Telemedizin. Sie werden aber bislang kaum genutzt.
Patienten sind aufgeschlossen
An den Patienten liegt es nicht unbedingt, dass es in diesem Bereich nur wenig Fortschritte gibt. Zwar mag es in der älteren Generation immer noch Vorbehalte gegen die Nutzung des Internet geben und nicht jeder kann sich die Ferndiagnose vom Arzt per Telemedizin vorstellen. Aber die Aufgeschlossenheit gegenüber technischen Neuerungen ist sicher größer geworden. Es geht auch nicht darum, die persönliche Behandlung durch den Arzt vollkommen zu ersetzen. Dem steht schon das Fernbehandlungsverbot entgegen. Mindestens einmal muss man schon direkt beim Arzt vorstellig werden.
Kein Geld für Studien
Ein Hindernis für das Internetzeitalter beim Arzt ist fehlendes Geld für Studien. Damit Krankenkassen für die Behandlung per Telemedizin bezahlen, muss der Erfolg des Verfahrens in Studien belegt sein. Obwohl es bereits fast 200 Telemedizin-Projekte in der Bundesrepublik gibt, finden Studien dazu aus Geldmangel kaum statt. Dort wo kein Erfolgsnachweis vorhanden ist, stehen die Chancen für die Kostenübernahme schlecht.
Ein weiteres Manko ist, dass bei Studienergebnissen vor allem auf den medizinischen Nutzen geschaut wird, weniger auf den wirtschaftlichen. Gerade dies ist aber das große Plus der Telemedizin.
Gesundheitssystem verhindert Fortschritt
Auch in der Ärzteschaft gibt es nicht unbedingt ein ausgeprägtes Interesse an den neuen Behandlungsmethoden per Internet. Bisher begünstigt das Abrechnungssystem die persönliche Behandlung, denn sie wird besser vergütet als Ferndiagnosen. Die Zurückhaltung der Krankenkassen tut ein übriges, dass sich die Telemedizin nicht verbreitet.
Die Lage scheint paradox: Obwohl das Internetzeitalter mit der Telemedizin eine Chance bietet, Behandlungen besser und wirtschaftlicher zu machen, verhindern die Strukturen im Gesundheitswesen den Einzug des Fortschritts.