Die Lebensversicherung im Zeitalter des Renditeverfalls
Die traditionelle Lebensversicherung verbindet den Gedanken der systematischen Kapitalbildung mit der Todesfallabsicherung. Im Erlebensfall erhält der Versicherungsnehmer das angesparte Kapital am Ende der Laufzeit nebst Zinsen und Überschüssen ausgezahlt und kann es für seine Altersversorgung verwenden. Stirbt der Versicherte vorzeitig, fällt die vereinbarte Summe den bezugsberechtigten Angehörigen zu. Sie dient damit deren Existenzsicherung.
In Zeiten höherer Zinsen war die Lebensversicherung für viele ein attraktives Produkt. Die Garantieverzinsung und die Aussicht auf Überschussbeteiligung versprach Versicherungskunden ansehnliche Renditen. Doch mit dem Verfall der Zinsen hat auch die Rentabilität stark gelitten. Bei immer mehr Versicherungen laufen die Anlagen aus Hochzinsphasen aus, neue Investments sind deutlich geringer verzinst. Daran wird sich so schnell nichts ändern.
Das belastet die Renditen, zumal sich in einer solchen Konstellation ein Konstruktionsprinzip der Lebensversicherung besonders schmerzlich bemerkbar macht: nur ein Teil der Beiträge wird tatsächlich zur Kapitalbildung verwandt. Der Rest entfällt auf Provisionen, Vermittlungskosten und die Todesfallabsicherung. Wie viel - darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Bund der Versicherten schätzt den Kostenanteil auf 55 Prozent, die Versicherungswirtschaft spricht von 13,5 Prozent, bezieht sich dabei aber nur auf langfristige Verträge.
Die Alternativen: Banksparplan und ETF-Sparplan
Wie auch immer der tatsächliche Kostenanteil aussehen mag, es gibt Alternativen. Eine mit einer Lebensversicherung vergleichbare Lösung ist zum Beispiel ein Banksparplan, der mit einer Risikolebensversicherung kombiniert wird. Bankeinlagen sind zwar auch nicht besonders hoch verzinst, es gibt aber am Markt durchaus interessante Angebote von Direktbanken, die immerhin mehr Rendite versprechen als eine durchschnittliche Lebensversicherung. Direktanbieter verfügen oft über günstigere Kostenstrukturen und können daher bessere Angebote machen.
Eine weitere Möglichkeit ist ein ETF-Sparplan in Verbindung mit einer Risikolebensversicherung. ETF bieten als börsengehandelte Indexfonds eine ebenso günstige wie rentable Möglichkeit zur systematischen Kapitalbildung. Der Kostenanteil beim 'Sparen' ist hier wesentlich geringer als bei der klassischen Lebensversicherung. Und noch einen Vorteil hat ein ETF-Sparplan: das Anlagespektrum ist erheblich größer. Mit einem ETF-Sparplan lässt sich breit gestreut investieren - zum Beispiel in Aktien oder Anleihen mit unterschiedlicher Ausrichtung. Versicherer sind dagegen in ihrer Anlagepolitik durch aufsichtsrechtliche Vorgaben beschränkt. Wer fürs Alter vorsorgen will, sollte daher einen ETF-Sparplan in seine Produktauswahl einbeziehen.