Längst nicht immer scheinen die Erkenntnisse der Forschung zueinander zu passen. So ergab eine jüngst veröffentlichte Studie eines Gemeinschaftsprojekts der Uni Basel, des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung Berlin und der GfK in Nürnberg, dass Verheiratete eher an Übergewicht leiden als Singles. Bei einer repräsentativen Befragung von mehr als 4.500 Bürgern aus neun europäischen Staaten wurde bei Verheirateten durchschnittlich ein höherer Body Maß Index festgestellt als bei Ledigen. Rund zwei Kilo mehr bringt man danach in einer festen Partnerschaft auf die Waage.
Verheiratete leben länger - Ergebnisse einer Untersuchung
Damit scheint ein altes Vorurteil bestätigt, dass man sich in der Ehe weniger um Aussehen und Gesundheit kümmert. Wer aber meint, dies würde zu Lasten der Gesundheit gehen, irrt. Denn nach anderen Untersuchungen weisen Verheiratete gleichzeitig eine höhere Lebenserwartung auf als Singles. Vor allem bei Männern über 45 Jahren scheint sich die Ehe geradezu lebenserhaltend auszuwirken. Verheiratete Frauen können allerdings nur dann auf eine höhere Lebenserwartung hoffen, wenn sie sich in ihrer Beziehung auch glücklich fühlen.
Jüngere Männer leiden besonders unter Scheidungsfolgen. Die Forscher erklären die längere Lebenserwartung in der Ehe vor allem mit dem psychologischen Faktor. Wer in einer festen Bindung sei, fühle sich damit im Schnitt wohler und gesicherter, das wirke über das Ernährungsverhalten hinaus lebenserhaltend - so die These.
Alles eine Frage der Interpretation
Unumstritten sind solche Erkenntnisse aber nicht. Was ist hier tatsächlich Ursache und was Wirkung? Es lässt sich genauso die Gegenthese aufstellen, dass Menschen mit einer günstigen gesundheitlichen Disposition oder einem bestimmten Ernährungsverhalten die Ehe gegenüber anderen Lebensformen bevorzugen. Aufgrund ihres überdurchschnittlichen Anteils kommen dann abweichende Ergebnisse bei Gesundheit und Lebenserwartung von Verheirateten gegenüber Singles zustande.
Wie in vielen anderen Bereichen auch, zeigt sich, dass Statistik vor allem eine Sache der Interpretation ist. Man kann damit fast jede Aussage beweisen oder widerlegen - oder auch das Gegenteil davon. Und bei längst nicht jeder statistischen Korrelation besteht ein tatsächlicher Zusammenhang. So ist in Deutschland seit vielen Jahren die Geburtenrate ebenso rückläufig wie die Storchen-Population. Statistisch ließe sich hier wahrscheinlich ein enger Zusammenhang feststellen. Aber ist das eine Nachweis, dass Störche etwas mit Geburten zu tun haben? Wohl kaum.
Man sollte aus statistischen Untersuchungen abgeleitete Ergebnisse mit einer gesunden Skepsis bewerten.