Dauerhaft investiert zu sein ist unverzichtbar für den Langfristerfolg!
Wer die Eingangsfrage so stellt, muss sich wohl dem „Lager“ der spekulativen Anleger zurechnen lassen. Denn die Ergebnisse finanzwissenschaftlicher Untersuchungen zeigen eindeutig: Langfristig spielt der Einstiegszeitpunkt in den Aktienmarkt nur eine untergeordnete Rolle, vielmehr ergeben sich Langfrist-Renditen von ca. 8% p.a. Aber auch das ist richtig: Wer in überteuerte Märkte einsteigt, benötigt eine längere Zeitspanne, um den Durchschnittswert zu erzielen; wer zu niedrigen Bewertungsniveaus einsteigt, erreicht mittelfristig zunächst höhere Renditen, langfristig nähern sie sich jedoch dem Durchschnittswert auch wieder an.
Die Langfristrendite ist in allen Fällen so attraktiv, dass „dauerhaft investiert zu sein“ der entscheidende Erfolgsparameter für systematischen Kapitalaufbau ist. Und dass „Market Timing“ - außer durch spekulatives Glück - nicht funktioniert, ist in zahlreichen Untersuchungen eindeutig nachgewiesen worden.
Die Aktienkurse hängen zweifellos von zwei Hauptfaktoren ab: Von den Unternehmensgewinnen und dem Zinsniveau!
Faktisch ist das Geschehen an den Börsen auf lange Sicht weitaus rationaler als viele vermuten. Dass die Gewinne eine entscheidende Größe für die Aktienkurse sind, dürfte unmittelbar einleuchten. Da auf globaler Basis Firmengewinne von 5-10% p.a. erzielt werden (mit eher steigender Tendenz), müssen sich diese Gewinne auch in einer Wertsteigerung der Firmen bzw. Aktienkurse niederschlagen.
Ebenso wichtig wie die Gewinne ist das Zinsniveau. Das liegt daran, dass der Aktienkurs eines Unternehmens die erwarteten Gewinne widerspiegelt. Diese kommen den Aktionären aber erst in der Zukunft zugute. Nun ist uns Geld, das erst später zufließt als Dividende oder Aktienkurssteigerung weniger wert als Geld, das wir schon sicher in der Tasche haben. Aus diesem Grund müssen die erwarteten Gewinne der Unternehmen mit dem aktuellen Zinsniveau diskontiert werden.
Daraus ergibt sich: Sind die aktuellen Zinsen hoch, ist der heutige Wert der künftigen Unternehmensgewinne relativ geringer. Untersuchungen haben auch ergeben, dass die Aktienkurse bei Zinsen über fünf Prozent auch eher leiden. Das zeigte sich in den 1970er Jahren in den USA, als die Zinsen hoch waren und für Aktien nur das Achtfache der Gewinne gezahlt wurde. Sind die Zinsen hingegen niedrig, muss man mehr Geld aufs Zinskonto packen, um mit dem Aktionär gleichzuziehen. Anders ausgedrückt: Mini-Zinsen machen die Gewinne der Unternehmen relativ wertvoller. Es lohnt sich für Anleger bei Niedrigzinsen eher, auch über längere Zeiträume höhere Aktienbewertungen zu akzeptieren. In den 1960er und 1990er Jahren lagen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) über Jahre hinweg deshalb bei 20 und noch darüber.
Was bedeutet das für die Aussichten an den Aktienmärkten?
Aktuell sind die Zinsen bekanntlich extrem niedrig und dürften es noch einige Jahre lang bleiben, weil das globale Verschuldungsniveau kaum erhebliche Zinssteigerungen zulässt. Selbst zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit deutlich unter einem Prozent. Das Niedrigzinsumfeld spricht deshalb klar für Aktien.
Die aktuellen Aktienmarkt-Bewertungen sind auf fairem Niveau
Anders, als aufgrund der deutlichen Kurssteigerungen der letzten Jahre häufig vermutet, sind die aktuellen Bewertungen noch keineswegs zu hoch, denn der globale Index MSCI World liegt bei einem KGV von 18, Europa/Deutschland liegen bei 16 und die Emerging Markets gar nur bei einem KGV von 13. Selbst wenn die Gewinne in den nächsten Jahren nicht weiter zulegen würden, können die Kurse noch deutlich steigen, bevor kritische KGV-Bewertungen erreicht würden. Legen die Gewinne indes ähnlich stark zu wie in den letzten Jahren, sind auch weit höhere Aktien-Bewertungsstände gerechtfertigt. Ein Einstieg in den Aktienmarkt – zumal auch mittels Sparplan – ist also auch zu derzeitigen Kursen noch sinnvoll. Die Märkte befinden sich heute durchaus noch auf fairem Bewertungsniveau, wenngleich sie vor fünf Jahren zweifellos noch deutlich preisgünstiger waren. Ein „anti-zyklischer“ Einstieg in den Aktienmarkt ist zwar „besonders richtig“, aus Erfahrung schaffen es die meisten Anleger nicht, in Krisensituationen einzusteigen. Der „zweitbeste“ Einstieg ist daher ein Einstieg zu fairen Bewertungsniveaus, wie sie derzeit gegeben sind.