Institutionelle Investoren erwarten zu 54 Prozent, dass in den kommenden drei Jahren das Engagement in Schwellenländer-Anleihen erheblich zunehmen wird. Die geht aus der aktuellen Umfrage von NN Investment Partner, einer niederländischen Vermögensverwaltung, hervor. Demnach profitieren die Emerging Markets von der anhaltend lockeren Geldpolitik in den Industriestaaten, welche die Märkte mit reichlicher Liquidität versorgt hat. Der weltweit größte Vermögensverwalter Black Rock gab an, dass die Investoren mit 70 Billionen Dollar über einmalig hohe Bargeldbestände verfügen, die den Märkten weiteren Auftrieb verleihen werden.
Anleihen der Schwellenländer versprechen attraktive Erträge
Für Investoren sind sie auch deshalb sehr interessant, weil Staatsanleihen aus Industrienationen zunehmend mit negativen Zinsen behaftet sind. Bei der Frage, ob sich ein Investment in Schwellenländeranleihen auch jetzt noch lohnt, sind sich die Experten jedoch nicht einig. Sie erwarten in der Anlageklasse eine günstige Entwicklung, weil institutionelle Investoren keine wirklichen Alternativen haben. Der nächste Zinsschritt der Federal Reserve wird allerdings seitens der Auswirkung auf die Emerging Markets höchst unterschiedlich bewertet.
Während einige Fachleute die zeitnahe Zinserhöhung eher für unwahrscheinlich halten, sehen andere sie kommen und verbinden sie mit einer bislang nicht erkannten Gefahr für die aufstrebenden Märkte. Der Grund: Eine Leitzinserhöhung resultiert wahrscheinlich in einem starken Dollar. Gleichwohl zeigen vor allem die BRIC-Staaten langfristig verbesserte Wirtschaftsaussichten und bieten Anleiheinvestoren gute Ertragschancen.
Sehr unterschiedliche Schwellenländer
Die Emerging Markets der Gegenwart haben wenig Gemeinsamkeiten. Während die zur BRIC-Gruppe gehörenden Nationen aufstreben, sind andere weiterhin kaum kalkulierbar. Zu den Letzteren zählt beispielsweise die Türkei, da die wirtschaftlichen Folgen des Putschversuches immer noch nicht absehbar sind. Bei Ländern wie Thailand ist die Wirtschaft von der gesamtpolitischen Entwicklung abhängig. Rohstoffe exportierende Staaten erwarten die amerikanische Zinsentscheidung und deren Auswirkung auf die Exportpreise mit Spannung. Da die aufstrebenden Nationen sehr verschiedenen Bedingungen unterliegen, können die Aussichten bei Investments in die Schwellenländer nicht pauschal bewertet werden.
Die Meinung einer hanseatischen Privatbank
Das in Hamburg ansässige Bankhaus M. M. Warburg beurteilt die Schwellenländer dieses Jahr positiv, weil sie nach längerem negativen Wachstum erstmals wieder vielversprechende Entwicklungen aufzeigen. Als Ursache machen die Volkswirte eine Stabilisierung der Rohstoffpreise, insbesondere beim Öl aus. Dass die Ölpreisentwicklung seit Juni etwas an Dynamik verloren hat, wird bei M. M. Warburg nur als temporärer Zustand angesehen. Die Ökonomen raten Anlegern bei Investitionen zur stärkeren Berücksichtigung von Anleihen und Aktien aus den Schwellenländern.