Forex-Händler am Abgrund
Es ist daher nicht verwunderlich, dass es bei dem Kursbeben am 15. Januar große Verlierer und Gewinner gibt. Kalt erwischt von der Notenbankentscheidung wurden etliche private und professionelle Spekulanten, die auf eine feste Franken-Euro-Relation vertraut hatten. Ihre Verluste zogen mittlerweile bereits einige Forex-Broker in den Abgrund. Zwar müssen die Devisenhändler eigentlich nicht für Verluste ihrer Kunden gerade stehen.
Wenn aber die zu stellende Sicherheitsleistung - die Margin - der Kunden durch heftige Kursbewegungen mehr als aufgebraucht ist, kann das auch den Händler treffen. Der neuseeländische Händler Global Brokers und der britische Anbieter Alpari mussten bereits die Segel streichen. Der größte US-Forex-Broker FCXM konnte vorerst nur durch einen Notkredit gerettet werden.
Großbanken mit Millionenverlusten
Millionenverluste in dreistelliger Höhe mussten auch einige Großbanken, die sich im Devisenhandel engagieren, hinnehmen. Beim deutschen Branchenprimus Deutsche Bank ist von 150 Millionen Euro die Rede, die Konkurrenz Citigroup und Barclays dürfte kaum weniger stark getroffen sein. Entsetzt von der plötzlichen Franken-Aufwertung ist auch manche deutsche Kommune.
Etliche Städte hatten die besonders niedrigen Zinsen in der Schweiz in den vergangenen Jahren zur Franken-Finanzierung genutzt. Ihre Schulden wurden jetzt - in Euro gerechnet - binnen weniger Minuten um einiges höher.
Schweizer Wirtschaft stöhnt
Aber auch die Schweizer Wirtschaft stöhnt unter der Franken-Aufwertung. Der Schweizer Aktienindex SMI brach seit dem Tag der Notenbankentscheidung um 13 Prozent ein. Aktionäre mussten an diesem Tag zumindest Buchverluste in Milliardenhöhe verkraften. Schweizer Unternehmen, die auf den Export angewiesen sind, müssen sich jetzt auf noch schwierigere Zeiten einstellen. Ihre Gewinnaussichten wurden deutlich eingetrübt. Es ist daher zu befürchten, dass es nicht bei einem vorübergehenden Kurseinbruch bleibt.
Freude über billige Euro-Waren
Freuen über den billigen Euro können sich dagegen Schweizer Grenzgänger und Händler in grenznahen Gebieten des Euro-Raums. Konsumgüter auf Euro-Basis wurden für die Schweizer plötzlich drastisch billiger. In Konstanz und anderen Orten der Bodenseeregion zum Beispiel führte die Franken-Freigabe zu einem wahren Käuferansturm aus der Eidgenossenschaft. Sogar Sonderzüge wurden eingesetzt, um die Kaufwilligen zu transportieren.
Und die langfristigen Auswirkungen?
Diese Effekte sind zunächst einmal sehr unmittelbar und kurzfristig. Spannender dürfte sein, wie sich der Schritt der Schweizer Nationalbank auf Dauer auswirkt. Noch ist es zu früh, hier eine verlässliche Beurteilung abzugeben.