Scheu vor hohen Krediten schwindet

Das lässt sich zumindest aus den Informationen des "Schufa Kredit-Kompasses 2016" schließen - einer Analyse von Schufa-Daten, die um Marktforschungs-Erkenntnisse ergänzt worden sind. Was schon länger zu beobachten ist, bestätigt sich auch für das abgelaufene Jahr. Viele Deutsche sind nicht bereit, für größere Anschaffungen oder Konsumwünsche zu warten und greifen für die Finanzierung auf Kredite zurück.

Zwar ist die Zahl abgeschlossener Ratenkredite 2015 gegenüber 2013 leicht zurückgegangen, doch immerhin wurden gut 7,4 Millionen Verträge neu vereinbart. Insgesamt bestanden zum Jahreswechsel rund 17,3 Millionen Kreditverträge (ohne Baufinanzierungen). Das heißt, im Schnitt verfügt mehr als jeder fünfte Bundesbürger über einen solchen typischen Konsumentenkredit, jeder elfte hat im vergangen Jahr ein neues Darlehen aufgenommen. Dabei ist man bereit, sich höher zu verschulden als in der Vergangenheit. Mehr als ein Drittel der neuen Kredite wies ein Volumen von mehr als 10.000 Euro auf, zwei Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 28,4 Prozent. Die durchschnittliche Neukredit-Summe lag 2015 bei 9.552 Euro - das waren fast 1.600 Euro mehr als 2013. 

Trotz wachsender Kreditneigung sieht die Schufa keine Anzeichen zunehmender Überschuldungsgefahr. Die Ausfallraten bei den abgeschlossenen Krediten bewegen sich weiter auf erfreulich niedrigem Niveau. 97,6 Prozent der Verträge werden störungsfrei bedient. Die Bereitschaft, sich stärker zu verschulden, dürfte dabei nicht nur den niedrigen Zinsen geschuldet sein, sondern auch der guten Beschäftigungssituation und wirtschaftlichen Lage. In Zeiten mit gesicherten Einkommen und Perspektiven für Lohnerhöhungen kann man sich Kredite auch eher leisten.

Die Kreditaufnahme ist derzeit so günstig wie selten zuvor. Dazu trägt nicht nur die fortgesetzte Niedrigzinspolitik der EZB bei, sondern auch der intensive Wettbewerb. Im Online-Zeitalter ist der Konditionenvergleich und Kreditzugang besonders einfach geworden. Die Schufa konnte aufgrund der bei ihr gespeicherten Daten feststellen, dass 2015 in 19,5 Millionen Fällen die Konditionen verschiedener Institute für Kreditentscheidungen abgefragt wurden. Das ist ein sprunghafter Anstieg, denn 2013 gab es nur 15,4 Millionen Abfragen. 

Alles in allem vermitteln die Schufa-Erkenntnisse ein erfreuliches Bild. Die Verschuldungsbereitschaft der Deutschen ist zwar größer geworden, doch achtet man offensichtlich unverändert auf ausreichende Tragfähigkeit. Und dass Konditionen mehr verglichen werden als früher, spricht für die Mündigkeit der Verbraucher.