Wenig Vertrauen zu den Kapitalmärkten
Die deutschen Verbraucher jammern zwar immer über die niedrigen Zinsen bei klassischen Bankeinlagen, doch auf Aktivitäten an der Börse haben nur die wenigsten von ihnen Lust. Die Gründe: Die seit der letzten Finanzkrise dominierende Unsicherheit und die zahlreichen Fehlberatungen bei Banken.
Aktien sind für sie gefährliche Instrumente, überhaupt ist für viele die Börse ebenso manipuliert wie die meisten Online-Kasinos. Auf diese Bevölkerungsgruppe zielt eine Neuheit in der Finanzwelt ab: die Robo-Beratung. Roboter als Anlagenberater.
Durch die Computerisierung der Finanzberatung seien wichtige Störfaktoren ausgeschaltet, Emotionen würden hierbei durch Algorithmen ersetzt. Ganz nebenbei: Wer steht denn hinter diesen Rechenvorschriften? Die werden doch von Menschen mit bestimmten Interessen entwickelt! Also ist das wichtigste Argument für die Robo-Beratung schon als falsch erkannt. Doch darüber hinaus könnte vielleicht die Vorgehensweise begeistern? Mitnichten.
Viele Fragen resultieren in standardisierten Lösungen
Wer die Robo-Beratung der menschlichen vorzieht, wird zunächst von einem entsprechend konfigurierten Computer nach seinen Anlagezielen und der voraussichtlichen Anlagesumme gefragt. Des Weiteren will die Maschine wissen, wie lange das Kapital arbeiten soll und welche Rendite-Erwartungen der Anleger hat. Was dann folgt, hat mit unabhängiger und kundenorientierter Finanzberatung nur wenig zu tun.
Bei der Robo-Beratung sucht eine Maschine in der Regel nur nach günstig erwerbbaren Exchange Traded Funds (ETF). Sie passen zur Strategie, weil sie wenig kosten und gegebenenfalls steuerliche Vorteile bieten. Preiswert ist die Devise bei der Werbung für die Robo-Beratung, darüber hinaus wird die emotionslose Geldanlage in Option gestellt.
Was tun in stürmischen Börsenzeiten?
Die Robo-Beratung mag in ruhigen Kapitalmarktzeiten eventuell für Kleinstanleger eine Option sein, allerdings sind die Maschinen nicht auf Lösungen für Turbulenzen programmiert. Die Beratung zu Exchange Traded Funds erfordert einiges mehr als ein paar schlichte Fragen. Kein Computer ist auf Individualität beziehungsweise auf zu den Anlegern passende Investment-Optionen programmiert. Die Robo-Beratung ist noch jung, daher sind noch keine langfristigen Vergleiche möglich.
Die Praxis wird jedoch zeigen, dass der unabhängige Finanzberater aus Fleisch und Blut, gerade in stürmischen Zeiten, die weitaus bessere Alternative ist.
Ein Widerspruch in sich
Die Befürworter der Robo-Beratung vergessen in ihrer Euphorie eine markante Unstimmigkeit. Wer der Computer-Beratung bessere Ergebnisse als die der Marktindizes zuschreiben will, kennt offensichtlich die Funktionsweise von Indexfonds nicht.
Die Robo-Beratung konzentriert sich ausschließlich auf die Anlageinstrumente ETF, und die zeichnen ihren zugrunde liegenden Referenzindex einfach nach - nicht mehr und nicht weniger.