Erst Ende letzten Jahres ergab eine Umfrage erneut, dass neunzig Prozent der Anleger auch bei höherer Renditeerwartung kein zusätzliches Risiko eingehen wollen. Doch wie sieht es überhaupt mit der persönlichen Risikoneigung aus? Viele Anleger dürften sich darüber selbst nicht ganz im Klaren sein. Es ist eher ein diffuses Gefühl von Verlustgefahr, das das konkrete Anlageverhalten bestimmt. Wer sich über sein individuelles Risikoprofil im Klaren ist, kann aber vielleicht bewusster Entscheidungen zu Rendite und Risiko treffen und muss sich nicht nur auf sein Bauchgefühl verlassen. Das Risikoprofil lässt sich aus der Risikotoleranz und der Risikobereitschaft ableiten.
Das Risikoprofil - mehr als ein Bauchgefühl
Risikotoleranz bezeichnet die persönliche Tragfähigkeit von möglichen Verlusten. Sie ist eine objektiv messbare Größe, die sich auf der Basis der jeweiligen Einkommens- und Vermögensverhältnisse bestimmen lässt. Die Überlegungen sind dabei einfach und nachvollziehbar: wer über viel Vermögenssubstanz verfügt, kann größere Risiken eingehen, weil mögliche Verluste verkraftbarer sind. Schulden belasten dagegen die Risikotragfähgkeit.
Nicht anders verhält es sich beim Einkommen. Sichere und hohe Einkünfte bewirken eine höhere Risikotoleranz, umgekehrt sieht es bei unsicheren und niedrigen Einkommen aus. Auch der Anlagehorizont beeinflusst die Risikotoleranz: Wer auf lange Sicht Vermögen aufbaut, kann sich auch "Durststrecken" leisten und Risiken besser abfedern. Anders verhält es sich, wenn das Geld in absehbarer Zeit wieder benötigt wird. Dann sind risikobedingte Verluste schlecht. Dementsprechend lässt sich eine hohe, mittlere oder niedrige Risikotoleranz ermitteln.
Die Risikobereitschaft ist im Unterschied zur Risikotoleranz subjektiv geprägt. Es handelt sich um eine Frage der persönlichen Einstellung und Befindlichkeit. Hier gibt es keinen objektiven Bewertungsmaßstab. Jeder Anleger ist gefordert, sich selbst die Frage zu beantworten, inwieweit er bereit ist, für mehr Rendite auch mehr Risiko einzugehen.
Sicherheitsorientierte Anleger werden diese Frage verneinen, risikobewusste Anleger werden sie bedingt bejahen. Wer selbst für kleine Renditechancen hohe Risiken akzeptiert, agiert dagegen als Spekulant. Auch bei der Risikobereitschaft lässt sich eine Einstufung in hoch, mittel oder niedrig vornehmen.
Basis für Anlagestrategien
Das Risikoprofil ergibt sich dann aus der Kombination, wobei jeweils der niedrigere Wert ausschlaggebend ist. Eine mittlere Risikotoleranz und eine niedrige Risikobereitschaft beispielsweise führt dementsprechend zu einem niedrigen Risikoprofil. Für jedes Risikoprofil können dann geeignete Anlagestrategien entwickelt werden, die die jeweilige Risikotoleranz und -bereitschaft berücksichtigen. Unabhängige Beratung hilft dabei.