Rechtsschutz: Prozesskosten auffangen
Prozessieren ist teuer - und wird nach Schätzungen des GDV zukünftig um über 16 Prozent teurer werden. Denn mit dem zum 1. August 2013 in Kraft getretenen Zweite Kostenrechtsmodernisierungsgesetz steigen die Honorare von Anwälten und weiteren Prozessbeteiligten. Eine Rechtsschutzversicherung fängt diese Kosten auf: Derzeit ist jeder zweite Haushalt rechtsschutzversichert. Doch es ist zu erwarten, dass Versicherer zukünftig steigende Prozesskosten direkt an Neukunden und ab Herbst 2015 auch an Bestandskunden weitergeben - Preissteigerungen von branchendurchschnittlich zehn Prozent. Für welche Personenkreise empfiehlt sich eine Rechtsschutzversicherung? Zum Beispiel für Mieter: Wer sich mit seinem Vermieter über eine Betriebskostenabrechnung streitet, kämpft zuweilen mit unüberschaubaren Streitwerten. Autofahrer müssen nach Unfällen regelmäßig vierstellige Gutachter-Kostenvorschüsse aufbringen - und das unabhängig von der Schadenshöhe.
Risiko Arbeitswelt absichern
Angestellter? Auch dann, wenn Sie den Streit vor dem Arbeitsgericht gewinnen, sind Kosten zu tragen. Erhalten Sie zum Beispiel nach drei Jahren Betriebszugehörigkeit bei einem Bruttogehalt von 3000 Euro eine Abfindung in Höhe von 4500 Euro, werden allein 2000 Euro davon durch die Gerichtskosten aufgefressen. Besser schützen sollten sich auch Manager und Kleinfirmen, wissen Versicherungsexperten: Nicht selten geschehen strafrechtlich relevante Vorfälle unter ihrer Leitung.
Auch gegen etwaige Vermögensschäden im Haftungsfall oder Probleme bei Entlassung (Anstellungsvertrags-Rechtsschutzversicherung) sollten diese versichert sein. Allerdings warnt der Bund der Versicherten davor, den (nicht billigen) Versicherungsschutz zu häufig oder wegen Bagatellen in Anspruch zu nehmen. Dann machen Rechtsschutzversicherungen schnell von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch.
Rechtsschutzversicherung zum Nulltarif?
Glaubt man Check24, ist ein Familienrechtsschutz, der Risiken im Bereich Wohnen, Verkehr, Privates und Berufliches abdeckt, schon für 22,48 Euro (bei Selbstbeteiligung 16,98 Euro) im Monat zu haben. Doch viele günstige Tarife haben einen Haken: Bei einer Rechtsschutzversicherung, die statt anwaltlicher Beratung eine durch den Versicherer bezahlte Vorabmediation vorsieht, ist Vorsicht geboten. Verzichtet der Versicherungsnehmer auf die verpflichtende Mediation, muss er die Anwaltskosten selbst tragen. Oder Rechtsschutzversicherer benennen einen ihnen genehmen, gebührengünstigen Verfahrensanwalt selbst. Wählt man seinen Anwalt frei, wird man beim nächsten Schadenfall mit erhöhter Selbstbeteiligung bestraft. Die Rechtsanwaltskammer München sah hier die freie Anwaltswahl verletzt, doch der Bundesgerichtshof (Az. IV ZR 215/12) erklärte diese Praxis für rechtens.
Kein Vertrag ohne vorherigen Leistungsvergleich
Ohnehin rät der Bund der Versicherten, Privathaftpflicht und Berufsunfähigkeitsversicherung sowie Lebens- und Unfallversicherung den Vorzug zu geben. Denn anders, als die Werbung gern suggeriert, deckt eine Rechtsschutzversicherung bei näherem Hinsehen kaum alle Risiken ab - wie zum Beispiel Erbrechtsstreitigkeiten oder familienrechtliche Risiken. In ihrem Rechtsschutzversicherungstest 2014 untersuchte die Zeitschrift Ökotest 68 Tarife auf der Suche nach den besten Familienangeboten. Unter 25 Versicherern kürte Ökotest drei Testsieger, allesamt keine Billigangebote. Ein glattes Ungenügend gab es für zwei Tarife, was beweist, wie wichtig ein umfassender Leistungsvergleich ist. Aber: Eine Rechtsschutzversicherung leistet nur, sofern der Rechtsstreit noch nicht begonnen hat. Doch dann tritt man auf Augenhöhe gegen starke Gegner wie andere Versicherer an - und bewegt diese leichter zu Zahlungen und Vergleichen.
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