Plastik statt Fische fangen
Vor allem in den Ozeanen wird der Müll aus Plastik allmählich zum großen Problem. Mindestens 270.000 Tonnen Plastikmüll sollen alleine an der Wasseroberfläche schwimmen. Die in der Tiefsee lagernden Kunststoffreste könnten viele Millionen Tonnen ausmachen. Und jedes Jahr kommt zusätzlicher Müll hinzu. Das Plastik wird von vielen Meeresbewohnern mit Nahrung verwechselt und gefressen. Auf diesem Umweg gelangt es schließlich auch in die menschliche Nahrungskette - eine wenig geschmackvolle, auf jeden Fall aber ungesunde Perspektive.
Wie kann man diesem Problem Herr werden? Ein möglicher Ansatz besteht im Recycling. Anstatt auf Fischfang zu gehen, könnte eine künftige Aufgabe das systematische Sammeln von Plastikmüll aus dem Meer sein. Pilotprojekte zum Recycling aus Meeresplastik gibt es bereits. Im vergangenen Jahr hat die niederländische Jeans- und Modemarke G-Star in Zusammenarbeit mit dem Recycling-Modelabel Bionic Yarn erstmals eine recycelte Plastik-Kollektion aus dem Meer präsentiert.
Adidas experimentiert
Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas zieht jetzt nach. Noch befindet man sich bei dem Unternehmen in der Entwicklungsphase. Bis die ersten Kleidungsstücke aus wiederverwendetem Meeresplastik in den Geschäften zu kaufen sind, wird noch rund ein Jahr vergehen. Derzeit entwickelt Adidas erst einmal geeignete Materialien aus dem recycelten Kunststoff. Es kann für T-Shirts, Sweat-Shirts, Trainingsanzüge, aber auch bei Schuhen Verwendung finden.
Bei Adidas und seinen Partnern wird das Projekt als Engagement für mehr Umweltschutz und die Sauberhaltung der Meere gesehen. Unumstritten ist der Ansatz aber nicht. Umweltschützer sehen das Vorhaben durchaus kritisch. So merkt die Deutsche Umwelthilfe an, dass das recycelte Material beim Waschen Fasern verlieren könnte, die übers Abwasser erneut in die Ozeane gelangen würden. Dieses Mikroplastik sei wesentlich problematischer als der herkömmliche Kunststoffmüll. Etwas optimistischer beurteilt Greenpeace das Adidas-Vorhaben.
Genaue Nutzenanalyse notwendig
Was unter dem Strich besser ist, die Textilherstellung mit konventionellen Materialien oder das Kunststoff-Recycling, kann nur eine genaue Analyse zeigen. So sind auch Kleider aus dem biologischen Rohstoff Baumwolle durchaus problematisch, weil für die Produktion sehr viel Wasser benötigt wird. Es genügt daher nicht, nur Ausschnitte zu betrachten; die gesamte Prozesskette von der Produktion, Verwendung und Entsorgung bis hin zum Recycling muss untersucht und ökologisch bewertet werden. Nur dann ist eine fundierte Aussage über den Nutzen des Plastik-Recycling möglich.