Das Grundprinzip des Bausparens
Dabei erscheint der Grundgedanke des Bausparens eigentlich vernünftig: künftige Bauherren bilden durch systematisches Sparen Eigenkapital und erwerben mit einem teilweisen Zinsverzicht gleichzeitig einen Anspruch auf ein niedrig verzinstes Bauspardarlehen. Die Baufinanzierung lässt sich mit dieser gut kalkulierbaren Kombination aus Eigen- und Fremdfinanzierung auf ein sicheres Fundament stellen.
Das Problem dabei ist nur, dass günstige Baukredite derzeit auch ohne Bausparvertrag zu haben sind. Die Hypothekenzinsen sind mit der allgemeinen Zinsentwicklung immer weiter zurückgegangen und so niedrig wie nie. Es ist auch nicht absehbar, dass sich daran so schnell etwas ändert. Bauherren müssen daher für ein günstiges Darlehen nicht unbedingt auf den Bausparvertrag zurückgreifen.
Negative Renditen auch bei jahrelangem Sparen
Bleibt als Argument die Rendite in der Ansparphase. Trotz niedriger Zinsen bei Tagesgeld oder Termingeld sind diese Produkte aber oft rentierlicher, denn viele Bausparkassen locken zwar mit vergleichsweise attraktiven Zinssätzen, die Provisionen machen jedoch diesen scheinbaren Zinsvorteil zunichte. Bis zu 1,6 Prozent bezogen auf die Bausparsumme beträgt die Abschlussprovision. Sie dient vor allem dazu, die Vertriebskosten zu decken. Die Provisionen vermindern das real angesparte Kapital - nur das wird verzinst.
Als die Zinsen noch höher lagen, erzielten Bausparverträge trotzdem in absehbarer Zeit eine positive Rendite. In der Niedrigzinsphase dauert das jedoch immer länger und wird allmählich überhaupt zum Problem. Bei einer Abschlussprovision von einem Prozent auf 100.000 Euro Bausparsumme, einer monatlichen Sparleistung von 300 Euro und einem Guthabenzins von 0,25 Prozent ist zum Beispiel auch nach sieben Jahren die Rendite noch negativ. Das heisst: Bausparer haben trotz Verzinsung effektiv weniger Kapital gebildet, als an Beiträgen gezahlt wurde. Fazit: als reine Kapitalanlage sind Bausparverträge nicht zu empfehlen.
Provisionen gehören zum System
Selbst Bausparer, die noch gut verzinste Verträge aus früheren Zeiten besitzen, erleben dabei Enttäuschungen. Denn manche Bausparkassen sind dazu übergegangen, ihren Kunden zu kündigen, wenn die Bausparsumme erreicht ist, ohne dass ein Darlehen abgerufen wird. Sie wollen sich damit teuren Zinsverpflichtungen entziehen.
Es ist auch nicht erkennbar, dass die Bausparbranche etwas am System der Provisionen ändern möchte. Weder wird das Modell an sich in Frage gestellt, noch zeigt man sich an mehr Transparenz interessiert. Das Vertriebssystem soll möglichst nicht angetastet werden. Anleger sollten vor diesem Hintergrund Bausparen als Anlagealternative kritisch hinterfragen.