Prokon mit schlechten Zahlen

Der Windkraftspezialist Prokon verspricht den Käufern seiner Genussrechte Top-Renditen. Die Tragfähigkeit des Konzeptes steht aus Sicht von Verbraucherschützern, Juristen und Finanzexperten allerdings schon lange auf dem Prüfstand. Zu Recht: Das Stammkapital des Unternehmens war Ende August 2013 aufgezehrt. Prokon-Anleger müssen seitdem die Verluste in vollem Umfang tragen.


Prokon

Die Genussrechte der Prokon Unternehmensgruppe standen trotz vieler kritischer Stimmen und Experten-Warnungen vor allem bei Kleinanlegern bisher im Ruf, ein zukunftsfähiges Investitionsmodell zu sein. Bisher haben rund 74.000 Anleger über eine Milliarde Euro in die Papiere investiert - Prokon verspricht ihnen dafür eine Jahresrendite von mindestens sechs Prozent. Dass Anleger durch die Prokon Genussrechte ein Vermögensplus erzielen können, ist inzwischen jedoch mehr als unwahrscheinlich.

Das Unternehmen befindet sich tief in den roten Zahlen, die es an seine Investoren weitergibt. Die Genussrechts-Bedingungen von Prokon sehen vor, dass Verluste zunächst den Rücklagen und danach dem Stammkapital des Unternehmens zugewiesen werden. Falls beides nicht reicht, um Fehlbeträge auszugleichen, steht dafür das Genussrechts-Kapital in vollem Umfang in der Pflicht. Das Stammkapital des Konzerns war zum 31. August 2013 längst komplett aufgezehrt. Dementsprechend sinkt der Rückzahlungsanspruch der Investoren. Auf die Frage, ob und in welchem Ausmaß sich dieser bereits verringert hat, bleibt das Unternehmen bisher eine Antwort schuldig.

Prokon-Konzernverluste von 200 Millionen Euro

Der aktuelle Rundbrief der Prokon Unternehmensgruppe verbreitet Weihnachtsstimmung und gibt den angesichts der Lage recht zynischen Tipp, die Prokon-Genussrechte jetzt auch als Weihnachtsgeschenk zu erwerben. Die harte Realität findet sich ab Seite 9 in der unerfreulichen Zwischenbilanz der Firma, welche die ebenso verheerenden Zahlen für das Tochterunternehmen Prokon Regenerative Energien (PRE) noch nicht einmal erfasst. Entsprechende Angaben finden sich lediglich auf der Konzern-Homepage unter dem Menüpunkt "Windenergie - Zahlen, Daten, Fakten".

Insgesamt sind in der gesamten Unternehmensgruppe bis zum 31. August 2013 Verluste in Höhe von 194,4 Millionen Euro aufgelaufen. Einen Monat vorher hatte der Konzern seinen Verlustvortrag noch mit 146,5 Millionen Euro angegeben. Allein die PRE hatte bis Ende August Verluste in Höhe von 107,2 Millionen Euro eingefahren, welche die Konzernbilanz entsprechend drücken. Hinzu kommt, dass der Konzern die Verlustvorträge in den letzten Tagen offenbar nach unten korrigiert hat. Die Prokon-Homepage hatte bis vor kurzem noch Verlustvorträge in Höhe von 221,1 Millionen Euro für den Konzern sowie 123,6 Millionen Euro für die PRE ausgewiesen. Gründe für den rasanten Anstieg der Verluste in nur einem Monat sowie die Korrekturen nannte Prokon bis dato nicht.

Stille Reserven von Null Euro

Auch um die stillen Reserven von Prokon - also die Differenz zwischen dem Markt- oder Verkehrswert und dem Bilanzierungswert eines Gutes - steht es schlecht. Im Rundbrief informiert die Unternehmensgruppe, diese in der endgültigen Konzernbilanz für 2012 mit "Null Euro zu bewerten" und damit den "formalen Anforderungen und Risikobefürchtungen der Wirtschaftsprüfer" nachzugeben.

Für die Anleger ergeben sich auch daraus Konsequenzen. In den letzten Jahren waren Grundverzinsung und Überschussbeteiligung der Prokon-Genussrechte mehrfach nicht durch den Jahresüberschuss gedeckt. Die PRE darf jedoch höhere Ausschüttungen leisten, wenn die fehlenden Beträge durch nachweislich durch stillen Reserven abgesichert sind.

Maßgeblich sind dafür zwar nicht der Konzern-Abschluss, sondern die Zahlen der PRE - allerdings dürfte das Konzernergebnis ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Lage der Tochterfirma sein. Für die PRE selbst liegen bisher weder ein Jahresabschluss für 2012 noch Angaben zu den stillen Reserven vor. Prokon behauptet in seinem Rundbrief, die Verzinsungen und Rückzahlungen des Genussrecht-Kapitals allein aus den laufenden Projekten zu leisten. Die aktuellen Zahlen legen jedoch nahe, dass der Jahresüberschuss allein die Zinszahlungen nicht decken wird. Das operative Ergebnis der PRE vor Abschreibungen und Steuern liegt für den Zeitraum Januar bis August 2013 bei knapp 13 Millionen Euro. Allein für die sechsprozentige Grundverzinsung des Genussrechts-Kapitals wären jedoch über 60 Millionen Euro nötig. Bei Kapitalrückzahlungen könnten Anleger bereits jetzt die schmerzliche Erfahrung machen, dass ihre Ansprüche wegen einer möglichen Verlustbeteiligung geschmolzen sind.

Prokon-Genussrechte - in keiner Weise zukunftsfähig

Prokon gibt sich optimistisch und rechnet damit, sein Genussrechts-Kapital von aktuell 1,1 Milliarden Euro auf zwei Milliarden Euro zu erhöhen, also weitere Investoren anzuwerben. Spannender wäre allerdings gewesen, wo der Buchwert der bestehenden Genussrechte liegt und was passiert, wenn kein frisches Genussrechts-Kapital in die Prokon Unternehmensgruppe fließt. Bei der Stiftung Warentest werden die Prokon-Genussrechte seit Mai 2013 auf der Warnliste für risikoreiche Kapitalanlagen geführt. Die aktuellen Zahlen sind jedoch noch weitaus schlechter als erwartet. Anlegern ist dringend zu raten, auf den Erwerb der Prokon-Genussrechte zu verzichten und sich auch aus bestehenden Prokon-Investitionen möglichst bald zurückzuziehen.

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