Ziel: Geldwäsche verhindern
Mit der Identitätsprüfung wird festgestellt, ob derjenige, der das Konto eröffnet, auch tatsächlich der Kontoinhaber ist. Geldwäsche zu verhindern, ist der Sinn der Vorschrift. Banken, die über kein eigenes Filialnetz verfügen, mussten dazu bisher die Deutsche Post nutzen. Kunden, die ein Konto eröffneten, wurden dann aufgefordert, ihre Identität in einer Postfiliale prüfen zu lassen. Postident heißt das entsprechende Verfahren.
Für Kunden bedeutete das nicht unerheblichen Aufwand. Der Gang zur Post und das Warten in langen Schlangen schreckten manchen ab. Etliche Kontoverbindungen kamen dadurch nicht zustande. Die entsprechenden Kundenverluste und die nicht unerheblichen Kosten der Identifizierung erfreuten daher auch die Banken wenig.
Identitätsprüfung durch Videoverfahren
Das Postident-Verfahren könnte bald der Vergangenheit angehören, wenn sich das jetzt von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht - BaFIN - zugelassene Videoverfahren durchsetzt. Einstweilen ist es eine Alternative zur Identifizierung durch die Post. Postident bleibt weiterhin im Angebot.
Der Grundgedanke des Videoverfahrens ist einfach. An die Stelle der Identifizierung am Schalter tritt die Legitimation per Internet-Video-Verbindung. Benötigt werden dazu eine entsprechende technische Ausstattung und die Software eines Internettelefondienstes, zum Beispiel Skype. Am Bildschirm zeigt der Kunde dann einem Bankmitarbeiter, mit dem er verbunden ist, seinen Personalausweis samt Hologramm, gibt die Seriennummer an sowie eine TAN-Nummer, die er per SMS oder E-Mail erhalten hat. Schon ist die Identifizierung abgeschlossen.
Wie werden Kunden reagieren?
Ein Vorgang, der sonst unter Umständen Stunden in Anspruch nimmt, ist damit binnen Minuten erledigt. Allerdings ganz ohne Probleme ist auch die neue Identitätsprüfung nicht. Die Bank muss für die Identifizierung speziell geschultes Personal einsetzen. Überhaupt sind zusätzliche Personalkapazitäten notwendig, denn Arbeiten, die ihr bisher die Post abgenommen hat, muss die Bank jetzt selbst erledigen. Ob sich das Videoverfahren durchsetzt, wird wesentlich von der Kundenakzeptanz abhängen. Bequemer als Postident ist es allemal. Bedenken könnten aber bezüglich des Datenschutzes bestehen. Die BaFIN verlangt die elektronische Speicherung des Ausweisbildes und des User-Gesichts über Screenshots sowie eine Tonaufzeichnung des Gesprächs. Das könnte abschreckend wirken. Der Kunde muss dem Videoverfahren vorab explizit zustimmen.
Strategische Bedeutung
Die rheinhessische Süd-West-Kreditbank ist das erste Institut, das das neue Identifizierungs-Verfahren einsetzt. Die Branche dürfte mit großer Aufmerksamkeit die Erfahrungen des Direktanbieters verfolgen. Grundsätzlich sieht man in dem Videoverfahren eine gute Chance, die Kundenbindung im Direktgeschäft zu verbessern. Der fehlende persönliche Kontakt gilt nach wie vor als ein Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu filialisierten Kreditinstituten. Das könnte sich mit neuer Technik ändern. Insofern hat das mögliche Ende von Postident eine über den Vorgang hinausreichende Bedeutung.