Sinkende Öleinnahmen belasten
Die Zusammenhänge sind klar. Der sinkende Ölpreis lässt die Exporterlöse in den Förderländern drastisch schrumpfen. Die Ölförderstaaten verlieren damit wichtige Staatseinnahmen, den Förderunternehmen brechen die Umsätze ein. Dieses Minus pflanzt sich automatisch in weitere Wirtschaftssektoren fort und lässt die Perspektiven auch dort düsterer erscheinen. Damit ist der Weg in die Krise vorgezeichnet.
Die Märkte reagieren als sensible Seismographen besonders früh und heftig auf solche absehbaren Entwicklungen. Und dank der globalen Vernetzung bleiben die Effekte nicht auf bestimmte Länder und Regionen beschränkt. Noch ist es zu früh von einem weltweiten Börsencrash zu sprechen, aber die Börsen in den Ölförderstaaten mussten in den letzten Monaten schon deutlich Federn lassen. Zweistellige Verluste bei den Kursen waren dabei keine Seltenheit. Die Börsenindizes in Saudi-Arabien, Dubai, Qatar, Nigeria und woanders zeigen eindeutig nach unten. Dabei hielten sich die Auswirkungen des Ölpreis-Verfalls bislang noch in Grenzen.
Venezuela, Nigeria, Russland - Staatspleiten?
Das Schlimmste könnte noch kommen. Ein potentieller und akut gefährdeter Krisenkandidat ist Venezuela. Das hochverschuldete Land bewegt sich derzeit mit atemberaubenden Tempo auf den Staatsbankrott zu. 118 Euro pro Barrel Öl bräuchte der südamerikanische Ölexporteur, um sein Staatsbudget zu finanzieren. Derzeit beträgt der Ölpreis gerade mal die Hälfte davon. Eine Staatspleite im kommenden Jahr wird daher immer wahrscheinlicher. Auch bei Afrikas größtem Ölproduzenten Nigeria sieht es nicht viel besser aus.
Noch gravierender wäre allerdings ein finanzieller Kollaps Russlands. Hier gibt es zwar mehr Devisenreserven, so dass das Land noch länger durchhalten kann und zurzeit noch keine akute Gefahr besteht. Hier wäre eine Staatspleite aber besonders dramatisch und im Zusammenhang mit dem Konfliktherd Ukraine auch sehr gefährlich. Selbst wohlsituierte Öl-Nationen wie die Norweger haben inzwischen Probleme. Die norwegische Währung schwächelt bereits sei Längerem und hat seit Jahresbeginn 17 Prozent an Wert verloren.
Börsencrash - die Gefahr wächst
Nichts ist für die Börsen so belastend wie wachsende Unsicherheit und Zukunftsängste. Es gibt Beobachter des Geschehens, die den starken Preisrutsch beim Öl inzwischen mit dem Schock der Lehmann-Pleite am Beginn der Finanzkrise vergleichen.
Genau wie damals könnte aus den Ängsten ein neuer Börsencrash entstehen - so die Befürchtung. 2015 könnte daher ein unruhiges Börsenjahr werden. Prognosen dürften noch schwieriger sein als ohnehin schon.