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Negativzinsen verändern unsere Denkmuster: Die Welt gerät aus den Fugen

Vor wenigen Jahren wären Negativzinsen undenkbar gewesen, mittlerweile sind sie Realität und zwingen die Betroffenen zu neuen Denkmustern. Geld hatte bislang immer seinen Preis, doch nun gerät die Welt aus den Fugen, weil es nichts mehr kostet.


Negativzinsen

Der Preis des Geldes

Vordenker der ­sozialen Marktwirtschaft interpretierten attraktive und maßvolle Zinsen als Voraussetzung für gesunde Wirtschaftsordnungen. Wirtschaftlich gesunde Staaten garantieren die Freiheit ihrer Bürger in Form von Leistung, Wettbewerb und Eigentum. Doch werden in den westlichen Marktgesellschaften die Zinsen seit vier Jahrzehnten konsequent heruntergeschraubt und gleichzeitig steigen die staatlichen Schulden.

Die Verantwortlichen betrieben Krisenintervention mit immer niedrigeren Geldpreisen bis hin zu Negativzinsen. Für kritische Betrachter bedeutet die Vorgehensweise jedoch Konkursverschleppung. Demnach vergiften die Befürworter von Negativzinsen die Märkte und berauben die Teilnehmer um die wichtigste Ressource der finanziellen Freiheit: maßvolle Zinsen. 

Niedrigzinsen verändern die bürgerliche Welt

Was früher schlichtweg als Eigentum bezeichnet wurde, heißt heute vielerorts glückliches Schuldenmanagement. Leistung wird schon länger nicht mehr auf den Arbeitsmärkten belohnt. Wer sein Kapital an den Finanzmärkten riskiert, erhält mehr Anerkennung. Die alte Weisheit, bei der Geld immer nur zu bereits vorhandenem Geld kommt, erwacht zu neuem Leben - Besitzlose und Andersdenkende bleiben außen vor.

Doch treffen die aktuellen Negativzinsen auch diejenigen, die an die Funktion der kapitalistischen Gesellschaftsordnung glaubten: Arbeitnehmer und Sparer. Negative Zinsen führen zu veränderten Denkweisen und manchmal zu kuriosen Geschichten.

Negativzinsen überfordern selbst Profis

Beispielsweise den Chef der Finanzagentur, welche das Bundesfinanzministerium bei Bedarf mit an den Finanzmärkten geliehenem Geld versorgt. Er war seit Anbeginn gewöhnt, Investoren mit attraktiven Renditen zu werben. Anders ausgedrückt: Er konnte gute Zinsen anbieten. Inzwischen verdient der gleiche Mann Geld für die Republik mit Schuldenmachen. 

Obgleich es wie ein Märchen klingt, geben Investoren dem Bund bares Geld, damit sie ihm die gewünschten Mittel leihen dürfen. Gerade bei Anleihen mit kurzer Laufzeit akzeptieren Anleger bereitwillig weniger, als sie gegeben haben. Noch vor wenigen Jahren wären diese Investoren für realitätsfremd erklärt worden, heute repräsentieren sie solides Vermögensmanagement. Der Anleihenmanager des Bundes hat sich inzwischen an die negativen Zinsen gewöhnt und präsentiert seinen aktuellen Renner: Bundesanleihen mit einem Jahr Laufzeit und einer Rendite von minus 0,28 Prozent. 

Die Initiatoren der niedrigen Zinsen

Das Phänomen Niedrigzinsen ist auch auf ein umstrittenes Instrument der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen. Seit einigen Monaten kauft die EZB Staatsanleihen für monatlich 60 Milliarden Euro auf, sie will mit niedrigen Zinsen die Wirtschaft in Schwung bringen. Gleichzeitig müssen Geldinstitute der Zentralbank Strafzinsen für nicht als Kredite in Umlauf gebrachte Mittel zahlen. Die Banken geben die Negativzinsen an die eigenen Kunden weiter. 


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