Wohnungsbau setzt auf Mehrfamilienhäuser
Der Wohnungsbau in Deutschland entpuppt sich als wahrer Wachstumsmotor der Baubranche: Dank anhaltend günstigem Zinsniveau bleiben Investitionen in Wohnimmobilien weiter attraktiv, so dass noch dieses Jahr ein Zuwachs von 3,5 Prozent erwartet wird. Laut Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) sorgen zudem anhaltend hohe Beschäftigung und steigende Einkommen für eine verstärkte Nachfrage nach wertbeständigen Anlagemöglichkeiten.
Diesjährig rechnet der Zentralverband mit 230.000 fertigen Einheiten - 30.000 mehr als 2012, ohne dass die Höchststände von 2001 erreicht sind: Nach Informationen des Statistischen Bundesamts genehmigte man von Januar bis Juni 2013 den Bau von 124.900 Wohnungen - 9,6 Prozent bzw. 10.900 Wohnungen mehr als im ersten Halbjahr des Vorjahres. So rechnen die Landesbausparkassen für 2013 mit einem Gesamtgenehmigungsvolumen von 270.000 Wohneinheiten - und erwarten für 2014 300.000 Objekte. Noch 2012 hatten hohe Baukosten und Verschärfungen bei energetischen Anforderungen das Volumen auf 12.110 Einheiten gedrückt.
Jetzt tritt der Bau von Büros, Hotels und Handelsimmobilien zugunsten innerstädtischen Mietwohnungsbaus in den Hintergrund. Vor allem Wohnungen in Mehrfamilienhäusern verzeichnen mit 21,7 Prozent ein starkes Plus, während die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser mit 1,5 Prozent nur geringfügig stieg.
Neubau: Wann rentiert er sich?
Ein Neubau rentiert sich erst ab Miethöhen von 9,50 Euro pro Quadratmeter, so der Verband Berlin-Brandenburgischer Bauunternehmen (BBU). Zudem steigt die allgemeine Preisentwicklung nur halb so schnell wie die Baukosten, Bauunternehmen haben immer weniger Kapazitäten. So weisen sogar Wohnungsgesellschaften wie die Deutsche Wohnen AG, die 8,50 Euro bis 9 Euro als Zielmiete nennt, darauf hin, dass Baukosten diesen Quadratmeterpreis durchaus nach oben treiben können.
Im Vorteil: Landeseigene Wohnungsgesellschaften mit Zugriff auf günstige kommunale Baugrundstücke. Wann lässt sich in Deutschlands Metropolen Geld verdienen? In Hamburgs Zentrum ab 12,50 Euro den Quadratmeter, in guten bis sehr guten Lagen von Berlin sind 16 Euro keine Seltenheit - ein Anstieg von 14 Prozent innerhalb eines Jahres. Die Mietpreisskala führen München und Frankfurt an, in dessen Westend fast nur Eigentumswohnungen entstehen, wobei sich die Entwicklung erst ab 20,00 Euro lohnt. Weit überdurchschnittliche Preise, wie sie Frankfurter Unternehmen ihren Top-Führungskräften zahlen.
Mietpreisbremse & Co.: Was sich jetzt ändert
Wohnungsneubau reagiere auf steigende Mieten und "Nachfrage-Fieber", so GdW-Präsident Axel Gedaschko und warnt deshalb davor, Investitionen in Wohnraum zurückzufahren. So fordert der GdW als Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen eine Wohnbauförderung für Eigenheimbauer mit mittlerem Einkommen, verbesserte steuerliche Rahmenbedingungen und die Anpassung der Abschreibungssätze auf vier von derzeit zwei Prozent. Dazu wünscht sich der GdW vereinfachte Länderförderprogramme sowie schnellere kommunale Genehmigungs- und Planungsverfahren, die städtische Flächen nicht zum Höchstpreis, sondern an das beste Baukonzept vergeben.
Auch Andreas Mattner, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID), ist überzeugt, dass nur Neubau Entspannung für die Ballungsräume bringt. Wer das Mietrecht verschärfe, schaffe keinen neuen Wohnraum. Entsprechend sieht Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU), der eine generelle Mietpreisbremse ablehnt, in der Zunahme an Baugenehmigungen und Fertigstellungen ein gutes Signal für Mieter, Eigentümer und die Immobilienwirtschaft. Dennoch einigten sich Union und SPD jetzt im Rahmen ihrer Koalitionsverhandlungen auf folgenden Kompromiss: Künftig dürfen Mieten in ausgewählten Regionen nur um zehn Prozent über ortsübliches Niveau steigen, in angespannten Bereichen nur innerhalb von vier statt wie zuvor drei Jahren um 15 Prozent klettern. Zusätzlich beinhaltet das "Paket bezahlbares Bauen und Wohnen" wieder Förderungsinstrumente des Wohnungsneubaus, die Zahlung der Maklergebühr durch den Anbieter sowie die Rückkehr der degressiven Abschreibung (Afa), die attraktive Anreize für Investoren setzen soll.